Kiel (epd). Kaffee-Kleinbauern in den Anbauländern haben nach Untersuchungen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) derzeit kaum Chancen, ihre Einkommen zu steigern. Grund sei die Struktur des Internationalen Kaffeehandels, heißt es in einer Studie im Auftrag der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, die am Donnerstag veröffentlicht wurde. Die Wirtschaftswissenschaftler appellieren an die Kaffeekonzerne, für einen nachhaltigen Kaffeeanbau, gute Arbeitsbedingungen und faire Bezahlung zu sorgen.
Laut Studie wird ein immer größerer Anteil der Wertschöpfung im Kaffeemarkt in der Veredelung zu Röstkaffee erwirtschaftet. In den vergangenen 30 Jahren seien Preise und Absatzmengen von geröstetem Kaffee und Kaffeeprodukten wie etwa Kaffeekapseln stark gestiegen. Die Exportmengen hätten sich hier um etwa das Vierfache, die Preise sogar um rund das Sechsfache erhöht. Dagegen legten die Exportmengen und die Preise für Rohkaffee mit etwa 60 Prozent nur verhältnismäßig gering zu.
Die Kaffeeanbauländer entlang des "Kaffeegürtels" rund um den Äquator exportieren 87 Prozent ihrer Produkte als Rohkaffee. Die technisch anspruchsvolle Röstkaffeeverarbeitung bleibe kapitalstarken Unternehmen aus Industrieländern wie Deutschland, Italien oder der Schweiz vorbehalten, so die IfW-Wissenschaftler. Außerdem sei gerösteter Kaffee nicht ohne Qualitätseinbußen über längere Strecken zu transportieren.
Bei Robusta-Bohnen, die vor allem für die Produktion von löslichem Kaffee verwendet werden, könnten Anbauländer dagegen leichter Verarbeitungsprozesse übernehmen. Löslicher Kaffee sei haltbarer für den Transport und in der Herstellung weniger kompliziert. So sei es Vietnam und Ecuador mittlerweile gelungen, eine entsprechende Industrie aufzubauen.