Bonn (epd). Die Unesco warnt vor einem Rückgang der Investitionen in Bildung angesichts der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie für die Staatshaushalte weltweit. Insbesondere in den ärmsten Ländern drohe die Finanzierungslücke im Bildungsbereich größer zu werden, erklärte Walter Hirche, Vorstandsmitglied der Deutschen Unesco-Kommission, am Freitag in Bonn. "Die Pandemie droht ohnehin bestehende Ungleichheiten noch zu verschärfen."
Auf dem bisherigen Höhepunkt der Pandemie waren nach Angaben der UN-Bildungsorganisation weltweit fast 1,6 Milliarden Lernende von geschlossenen Bildungseinrichtungen betroffen. Schon davor hätten 258 Millionen Kinder und Jugendliche keinen Zugang zu Bildung gehabt. Durch die Pandemie könnten weitere 24 Millionen Menschen dauerhaft von Bildung ausgeschlossen werden.
Werde der pandemiebedingte Lernrückstand nicht aufgeholt, könnte das nach Schätzungen der Weltbank in den kommenden Jahren zu globalen Einkommensverlusten von bis zu zehn Billionen US-Dollar führen, warnte Hirche. "Wir dürfen jetzt nicht an der falschen Stelle sparen. Bildung ist nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung."
Dennoch fielen die Soforthilfen für den Bildungsbereich verhältnismäßig gering aus, kritisierte Hirche. Nach Schätzungen der Unesco sind weltweit nicht einmal ein Prozent aller staatlichen Hilfen zur Bewältigung der Corona-Krise der Bildung zugute gekommen. "Das ist deutlich zu wenig." Dabei müssten dringend notwendige Maßnahmen wie Distanzunterricht finanziert werden, mahnte der Bildungsexperte. Dabei gehe es ebenso um die technische Ausstattung der Schülerinnen und Schüler wie um die Vermittlung des notwendigen Know-hows für Lehrkräfte.
Die Unesco befürchtet, dass auch die internationalen Finanzhilfen im Bildungsbereich sinken werden, da sich die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie auch auf die Haushalte der Geberländer auswirken. Nach aktuellen Berechnungen geht die UN-Bildungsorganisation davon aus, dass die Volkswirtschaften der zehn größten Geber, darunter Deutschland, durch die Pandemie stärker belastet werden, als durch die globale Finanzkrise von 2007 und 2008.