Religionsvertreter beten für den neuen US-Präsidenten

Religionsvertreter beten für den neuen US-Präsidenten

Washington (epd). Hochrangige Vertreter von christlichen, jüdischen, muslimischen und weiteren Glaubensgemeinschaften haben am Donnerstag gemeinsam für den neuen US-Präsidenten Joe Biden und seine Stellvertreterin Kamala Harris gebetet. An dem Gottesdienst in der Nationalkathedrale in Washington nahmen die meisten Betenden virtuell teil. Der Live-Stream zeigte Biden und First Lady Jill Biden im Weißen Haus vor einem Bildschirm. Der Chor sang mit Masken. Die Tradition eines Gebetsgottesdienstes am Tag nach der Amtseinführung geht zurück auf den ersten US-Präsidenten George Washington im Jahr 1789.

Gott möge Biden und Harris Mut geben, betete der Gründer der evangelikalen Gemeinschaft "Sojourners", Jim Wallis. Bischöfin Vashti McKenzie von der "African Methodist Episcopal"-Kirche, betete um die Einsicht, dass alle Menschen aufeinander angewiesen seien.

Der protestantische Pastor William Barber, Gründer der Organisation "Poor People's Campaign" (Kampagne der armen Leute), erklärte, Reiche und Arme lebten in den USA in unterschiedlichen Welten. Gott werde "unsere Gebete hören, wenn wir die Brüche in der Gesellschaft reparieren". Barber hatte Bidens Kandidatur unterstützt.

Joe Biden ist nach John F. Kennedy (1917-1963) der zweite römisch-katholische Präsident. Er hat häufig betont, sein Glauben führe ihn durch schwere Zeiten. Laut Informationsdienst "Religion News Service" hat Biden zahlreiche Katholiken für Ministerposten nominiert, darunter Deb Haaland (Inneres), Lloyd Austin (Verteidigung) und Xavier Becerra (Gesundheit).

Der Präsident der römisch-katholischen Bischofskonferenz der USA, Erzbischof José Gomez, hatte am Mittwoch versichert, er sei bereit zur Zusammenarbeit mit Biden. Gomez warnte jedoch, Biden befürworte bei "Abtreibung, Empfängnisverhütung, Ehe und Gender" Maßnahmen, die menschliches Leben und menschliche Würde bedrohten.

Kardinal Blase Cupich, Erzbischof von Chicago, distanzierte sich auf Twitter von Gomez. Dieser habe seine "unüberlegte" Aussage ohne die übliche "kollegiale Beratung" gemacht. Die Kritik an Biden habe viele Bischöfe überrascht.

Der Präsident der Southern Baptist Convention, J.D. Greear, rief zum Gebet für Biden auf. Die südlichen Baptisten sorgten sich um "Lebensschutz, Förderung von Wohlstand für alle und den Erhalten der Religionsfreiheit", sagte Greear. Er bete, dass Gott all das mit Hilfe der neuen Regierung gewähren werde. Die Southern Baptist Convention ist die größte protestantische Kirche der USA.

Der Ex-Präsident Donald Trump nahe stehende baptistische Megakirchenpastor Robert Jeffress warnte laut Informationsdienst "Christian Post" in einer Predigt vor zunehmendem Regierungsdruck auf Gläubige, die sich nicht anpassten. Zudem kritisierte er die Position der neuen US-Regierung bei den Themen Geschlechtsumwandlung, gleichgeschlechtliche Ehe und Abtreibung. Gott sei jedoch in Kontrolle, und es habe "im Himmel keine Panik gegeben wegen der Wahl".