Berlin (epd). Die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung, Jutta Allmendinger, sieht Frauen als Verliererinnen der Corona-Pandemie. Die nach der ersten Welle der Pandemie prophezeite Retraditionalisierung der Frauenrollen sei stärker als angenommen, sagte Allmendinger der in Berlin erscheinenden "tageszeitung" (Freitag). Dabei verwies sie auf verschiedene Studien über die erste Phase der Kontaktbeschränkungen im Frühjahr 2020.
So hätten aus psychologischer Sicht nur bei Frauen Stressfaktoren in dem Maße zugenommen, in dem Schulschließungen und Doppelbelastungen auftreten. "Währenddessen zeigt sich bei Männern über die Phase des Lockdowns hinweg keine große Veränderung", sagte Allmendinger. Zudem hätten Frauen viel stärker ihre Arbeitszeit reduziert und nach dem ersten Lockdown viel schwerer wieder in den Arbeitsmarkt zurückgefunden, betonte die Soziologin.
Vom Homeoffice gingen keine Impulse zur Veränderung aus. "Und es wird nicht zu einer bleibenden Reorganisation der unbezahlten Arbeit beitragen", zeigte sich Allmendinger überzeugt: "Diejenigen, die im Arbeitsmarkt momentan in besseren Positionen sind, können sich das Homeoffice zwar leisten, weil sie vorher am Arbeitsplatz präsent und damit sichtbar waren und so in gute Positionen kamen." Aber den anderen, vor allem Frauen, fehle durch das Homeoffice momentan diese wichtige Sichtbarkeit, um in Leitungspositionen zu kommen.