Essen (epd). Auch wenn die Beschäftigungsquote von Frauen in Deutschland in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen ist, werden weibliche Arbeitnehmer in hoch bezahlten Berufen tendenziell schlechter bezahlt als Männer. Laut einer am Dienstag vorgestellten Studie des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen zur Entwicklung in den westdeutschen Bundesländern sind Frauen trotz eines überproportionalen Anstiegs der Beschäftigung nicht im gleichen Maße in der Verdienstmöglichkeiten aufgestiegen. Die Studie basiert auf Daten des Sozio-oekonomischen Panels. Diese wurden für den Zeitraum 1985 bis 2017 für Westdeutschland ausgewertet.
Eine Erklärung für diese Entwicklung könnte sein, dass Frauen "häufig einen größeren Wert auf zeitliche Flexibilität legen, um Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen - und bereit sind, dafür auf Geld zu verzichten", sagte Studienautor und RWI-Arbeitsmarktexperte Ronald Bachmann.
Laut der Erhebung ist seit Ende der 1980er Jahre der Anteil von Frauen in den 20 Prozent der bestbezahlten Jobs von rund 21 Prozent auf rund 37 Prozent gestiegen. Auch im oberen Fünftel der Einkommensverteilung habe sich der weibliche Anteil erhöht - allerdings nur von 20 Prozent auf 30 Prozent. In Berufen mit geringeren Stundenlöhnen ist der Anteil von weiblichen Beschäftigten dagegen weniger stark gestiegen - von rund 42 Prozent auf knapp 52 Prozent. Absolute Zahlen führt die Untersuchung nicht auf.
Die Studie macht als Grund für den überproportionalen Anstieg der Beschäftigung von Frauen in hoch bezahlten Berufen unter anderem den technologischen Wandel verantwortlich. Bei der zunehmend weiblichen Beschäftigung in hoch bezahlten Jobs spielten soziale Kompetenzen eine wichtige Rolle. Besonders stark ist die Beschäftigung von Frauen in interaktiven Berufen angestiegen, etwa der Anteil von Lehrerinnen, Psychologinnen und Ärztinnen sowie von weiblichen Beschäftigten im Personalwesen und in der PR-Branche.
Diese Entwicklung könnte Frauen und ihren Beschäftigungsmöglichkeiten auch in Zukunft zugutekommen, hieß es weiter. Weil kognitive und nicht auf Routine gegründete Tätigkeiten immer wichtiger würden, dürften diese Arbeitsplätze durch den technologischen Wandel weniger gefährdet sein.