Personal und Besucher statt Heimbewohner testen

Personal und Besucher statt Heimbewohner testen
30.12.2020
epd
epd-Gespräch: Dirk Baas

Mönchengladbach (epd). Helmut Wallrafen, Geschäftsführer der Sozial-Holding Mönchengladbach, kritisiert die Regeln zur Nutzung von Corona-Schnelltests für Bewohner in den Pflegeheimen. "Ich kann die derzeitigen Testvorgaben im Kampf gegen Corona nicht wirklich nachvollziehen", sagte der Chef des Unternehmens mit sieben städtischen Pflegeheimen dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das scheine mal wieder weit ab von der Praxis erdacht worden zu sein. "Wenn irgendjemand negativ ist, dann ist das der Heimbewohner - im Normalfall." Wallrafen zufolge werden Infektionen fast immer vom Personal und auch von Besuchern eingeschleppt. Er sprach sich deshalb dafür aus, vielmehr die Beschäftigten und auch zwingend die Besucher wiederholt mit Schnelltests zu überprüfen.

Wallrafen sagte, die Gefahr, dass sich die Bewohner selbst infizieren, wenn sie etwa in der Stadt unterwegs seien, sei minimal, denn die Außenkontakte seien rigoros reduziert. Doch absolute Sicherheit lasse sich auch mit Schnelltests nicht erreichen: "Die Inkubationszeit bei Covid-19 beträgt zwischen zwei und neun Tagen. Da müsste man so oft testen, dass das Personal irre wird." Es gebe nur einen Weg, das Virus aus den Heimen fernzuhalten, nämlich bei den eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern übervorsichtig zu sein und infizierte Bewohner sofort zu isolieren.

Nach den politischen Vorgaben sollen Bewohner, Personal und Besucher regelmäßig getestet werden. "Formaljuristisch bekomme ich aber nur Tests für die Bewohner. 30 Tests je Bewohner im Monat", sagte Wallrafen. Wenn man die nicht verbrauche, könne man sie ja auch für Personal und Besucher nutzen, hätten die Behörden erklärt. "Es wird von drei Testgruppen gesprochen, formal aber nur einer das Material genehmigt", kritisierte der Geschäftsführer. Das sei völliger Irrsinn.

Der Chef von rund 900 Beschäftigten hätte sich zudem mehr staatliche Regulierung bei der Versorgung mit Schnelltests gewünscht, denn es sei früh klar gewesen, dass es massive Engpässe bei der Versorgung mit den Kits geben würde. "Die Behörden hätten besser steuern können. Warum hat die Lufthansa Schnelltests bekommen, wo die Heime sie noch nicht hatten?", fragte Wallrafen.