Berlin (epd). Die Direktorin der Psychiatrie der Berliner Charité, Isabella Heuser-Collier, hat vor einer Überhöhung des Weihnachtsfestes gewarnt. "Jetzt klagen viele, dass sie wegen Corona nicht ihre nervigen Verwandten besuchen, nicht auf Betriebsfeiern abhängen, nicht auf überfüllten Weihnachtsmärkten shoppen können", sagte Heuser-Collier dem Berliner "Tagesspiegel" (Donnerstag). Selbst das gemeinsame Glühweintrinken werde in den Rang eines Grundrechts erhoben: "Das ist grotesk, aber nur die andere Seite einer Medaille." Ob scheußlich oder unverzichtbar: "Weihnachten wird in beiden Fällen völlig überhöht: Diesmal wegen Corona", sagte die Chefpsychiaterin.
Die beschriebene Haltung sei gefährlich. Sie bedeute, "dass man niemals ein schönes Weihnachten erleben wird, sondern immer etwas daran auszusetzen hat", sagte Heuser-Collier, die die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Campus Benjamin Franklin der Berliner Charité leitet. Bei den meisten Menschen halte sie die Klagen in diesem Jahr für unangebracht.
Grund zur Klage hätten nur diejenigen, die wirklich einsam und allein seien, sagte sie: "Jene, die ihre Kinder, Enkel und Urenkel nicht sehen können, und jene, die sonst wenigstens dieses eine Mal im Jahr aus den Pflegeheimen geholt oder zumindest dort besucht werden." Auch Menschen, die durch ihre Arbeit in dieser Zeit überlastet sind und dazu noch befürchten müssten, sich anzustecken, hätten Grund zur Klage. "Alle anderen können sich auf die Situation einstellen", erklärte die Psychiaterin.