Köln (epd). Die staatlichen Hilfspakete zur Abfederung der Corona-Pandemie haben laut einer Studie dafür gesorgt, dass trotz der zum Teil hohen finanziellen Einbußen die Ungleichheit bei den verfügbaren Einkommen der Bürger nicht zugenommen hat. So seien die erzielten Einkommen der Haushalte in der Krise zwar pro Person und Monat um durchschnittlich 107 Euro gesunken, wie das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln am Donnerstag mitteilte. Nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben sowie unter Berücksichtigung der staatlichen Transferleistungen habe sich das verfügbare Einkommen aber lediglich um zwölf Euro reduziert. Die Haushalte in den beiden niedrigsten Einkommensbereichen hätten sogar etwas mehr Geld als im Vorjahr, hieß es.
Dabei waren nach Angaben des IW-Direktors Michael Hüther die erwarteten Auswirkungen der Corona-Krise düster. So hatten bei der Befragung zur Studie im August ein Fünftel der Selbstständigen und Arbeitnehmer um ihre berufliche Existenz gefürchtet.
19 Prozent der Befragten sagten, dass sich ihre finanzielle Situation im Zuge der Corona-Krise etwas verschlechtert habe, weitere fünf Prozent sprachen von einer starken Verschlechterung. Weniger als fünf Prozent nahmen eine finanzielle Verbesserung wahr. Die Erwerbstätigen, die besonders starke Einbußen verzeichneten, seien überproportional stark im unteren Bereich der Einkommen vertreten gewesen. Die Verluste der unterschiedlichen Einkommensgruppen seien recht heterogen, sagte Hüther. Die Studie zeige, dass "die Krise alle Bevölkerungsteile betroffen hat, aber natürlich - das war zu erwarten - unterschiedlich stark".
Durch die Maßnahmen und Hilfsprogramme der Politik, darunter höhere Regelsätze zur Grundsicherung, mehr Unterstützung bei Wohngeld und Kinderzuschlag, zeigten sich aber im Endergebnis deutlich geringere Verluste in der Einkommensverteilung, erklärte der IW-Direktor. Auch das Kurzarbeitergeld habe dazu beigetragen, dass sich die Ungleichheit bei den verfügbaren Einkommen trotz Pandemie und erstem Lockdown nicht erhöht hat.
Unter Einrechnung aller Maßnahmen hätten die Haushalte im Schnitt nur noch weniger als 0,7 Prozent ihres verfügbaren Haushaltseinkommens pro Kopf verloren. Vor allem die Einkommen der Mitte und des unteren Bereichs seien durch die staatlichen Maßnahmen stabilisiert oder leicht gesteigert worden.
Zugleich warnte Hüther aber vor einer Überinterpretation der Ergebnisse. Die IW-Studie gehe davon aus, dass jeder Berechtigte die staatlichen Transferleistungen vollständig in Anspruch nehme. Das sei in der Realität aber "nicht immer der Fall".
Für die Studie hatte das IW im August über 1.200 Personen zu ihren Einkommensänderungen durch die Corona-Pandemie befragt. Die Ergebnisse wurden mit Haushaltsbefragungsdaten des sozio-oekonomischen Panels kombiniert.