Nürnberg, München (epd). Das deutsche Sozialsystem hat einer Studie zufolge die von Corona ausgelösten Einkommensverluste der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erheblich gedämpft. In der am Donnerstag veröffentlichten gemeinsamen Untersuchung kommen das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und das Münchner ifo Institut zu dem Ergebnis, dass durch Corona das Bruttoeinkommen insgesamt um rund drei Prozent gesunken sei. Bei den unteren zehn Prozent der Einkommen betrage der Rückgang sogar 4,3 Prozent. Aufgrund der getroffenen sozialpolitischen Maßnahmen liege die Verringerung jedoch im Durchschnitt nur bei 1,1 Prozent.
"Die Kurzarbeit funktioniert wie geplant, wie ein Stoßdämpfer am Auto", sagte Andreas Peichl vom ifo Institut. Die IAB-Forscherin Kerstin Bruckmeier ergänzte, ein großer Teil der krisenbedingten Einkommensverluste werde über die Arbeitslosenversicherung ausgeglichen.
"Nimmt man den Kinderbonus hinzu, die Erhöhung des Einkommenssteuerfreibetrags für Alleinerziehende, den Notfall-Kindergeldzuschlag, einen erleichterten Zugang zu Leistungen der Grundsicherung für Arbeitssuchende und bezieht die Haushalte ohne Erwerbstätige ein, so schrumpft das verfügbare Einkommen über alle Einkommensklassen durchschnittlich sogar nur um 0,1 Prozent", sagte Bruckmeier. Dabei wachse das Nettoeinkommen der unteren 20 Prozent sogar leicht. Negativ bleibe es in den oberen Einkommensklassen, so dass sich die Einkommensungleichheit nicht verschärfe.
Die Ergebnisse für das Gesamtjahr 2020 beziehen den Angaben zufolge die Entwicklungen bis September ein, also vor der starken Zunahme des Infektionsgeschehens seit Oktober 2020. Gleichwohl dürften sich die Verteilungsergebnisse, auch aufgrund der November- und Dezemberhilfen, nicht wesentlich ändern, erklärten die Wissenschaftler. "Wie sich die Krise in den kommenden Jahren auf die Einkommensverteilung auswirkt, hängt entscheidend davon ab, wie sich die krisenbedingten Beschäftigungsausfälle und die finanziellen Unterstützungsleistungen für die Bevölkerung weiterentwickeln", heißt es in der Studie weiter.