Wiesbaden (epd). Frauen haben im vergangenen Jahr in Deutschland pro Arbeitsstunde im Schnitt 19 Prozent weniger verdient als Männer. Der Verdienstunterschied war damit um einen Prozentpunkt geringer als 2018 und fiel erstmals unter 20 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte. Die Lohndifferenz beim Bruttostundenverdienst in Westdeutschland sank um einen Punkt auf 20 Prozent, während sie im Osten mit sieben Prozent unverändert blieb.
Nach Angaben der Statistiker sind 71 Prozent des Verdienstunterschiedes zwischen Männern und Frauen "strukturbedingt". Das heißt: Die Lohnlücke ist unter anderem darauf zurückführen, dass Frauen häufiger in Branchen und Berufen arbeiten, in denen schlechter bezahlt wird und sie seltener Führungspositionen erreichen. Auch arbeiten sie häufiger als Männer in Teilzeit und in Minijobs.
Die verbleibenden 29 Prozent des Verdienstunterschieds zeigen den Angaben zufolge, dass weibliche Beschäftigte für eine vergleichbare Tätigkeit und bei einer vergleichbaren Qualifikation einen geringeren Stundenlohn erhalten als ihre männlichen Kollegen. Die Lohndifferenz wegen des Geschlechtes beträgt pro Arbeitsstunde sechs Prozent. Dieser Wert hat sich laut Statistikbehörde seit 2014 nicht geändert.
Im europäischen Vergleich liegen endgültige Ergebnisse erst für das Jahr 2018 vor. Mit 20 Prozent lag der unbereinigte Gender Pay Gap in Deutschland für das Jahr 2018 deutlich über dem Durchschnitt der Europäischen Union (15 Prozent), hieß es. Von den 28 EU-Staaten im Jahr 2018 wies nur Estland mit 22 Prozent einen noch höheren geschlechtsspezifischen Verdienstunterschied auf.
Auf ähnlichem Niveau wie Deutschland lagen Österreich, Tschechien, das Vereinigte Königreich, die Slowakei und Lettland (20 Prozent). Die Staaten mit den EU-weit geringsten geschlechtsspezifischen Unterschieden im Bruttostundenverdienst waren Luxemburg (ein Prozent), Rumänien (zwei Prozent) sowie Italien (vier Prozent).