Studie: Pflege und Einzelhandel bleiben beim Einkommen abgehängt

Studie: Pflege und Einzelhandel bleiben beim Einkommen abgehängt

Gütersloh (epd). Arbeitnehmer in der Pflege und im Einzelhandel werden laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung bei Gehaltserhöhungen in den kommenden Jahren das Nachsehen haben. Dies seien ausgerechnet die Beschäftigten, auf die die Bevölkerung in Zeiten der Corona-Pandemie besonders angewiesen sei, erklärte die Stiftung am Dienstag in Gütersloh bei der Vorlage ihrer Prognose zur Lohneinkommensentwicklung bis 2025. Die Pandemie dürfte bestehende Ungleichgewichte beim Einkommen eher verschärfen. Die Studie "Lohneinkommensentwicklung 2025" wurde von der Prognos AG im Auftrag der Bertelsmann Stiftung erstellt.

Die durchschnittlichen Bruttojahresverdienste im Gesundheits- und Sozialwesen werden der Studie zufolge 2025 um 4.400 Euro unterhalb des durchschnittlichen Einkommens in allen Branchen von 33.800 Euro liegen. Der Einzelhandel bleibe sogar um 10.200 Euro unter dem Schnitt. In den unteren Einkommensgruppen fresse die geringe Inflation die noch geringeren Lohnzuwächse auf, sagte Torben Stühmeier, Studienleiter bei der Bertelsmann Stiftung. Das verfügbare Einkommen dieser Gruppen werde um etwa zwei Prozent zurückgehen.

Von der geringen Lohndynamik seien besonders Alleinerziehende betroffen, hieß es. Ihr verfügbares Einkommen werde im Jahresdurchschnitt um 0,1 Prozent sinken. Ein Grund sei, dass fast zwei Drittel der alleinziehenden Mütter in Teilzeit arbeite. Das Nachsehen haben der Untersuchung zufolge auch berufstätige Frauen, die ebenfalls deutlich häufiger in Teilzeit tätig seien als Männer. Während männliche Arbeitnehmer demnach 2017 im Schnitt 37.500 Euro brutto verdienten, kamen Frauen nur auf 23.200 Euro. Diese Lücke werde sich um weitere 1.800 Euro vergrößern.

Die Corona-Krise dürfe die bestehenden Ungleichgewichte eher noch verschärfen, warnte Stühmeier. Besonders hart getroffen habe die Pandemie das Gastgewerbe und viele private Dienstleistungen. Hier arbeiteten rund elf Prozent aller Beschäftigten, darunter viele Frauen und Alleinerziehende. Die Branchen zahlen demnach vergleichsweise niedrige Löhne und dürften in den kommenden Jahren wenig Luft für deutliche Lohnsteigerungen haben.