Unicef fordert mehr Schutz von Kindern in Flüchtlingsunterkünften

Unicef fordert mehr Schutz von Kindern in Flüchtlingsunterkünften

Köln, Berlin (epd). Kinder und Jugendliche müssen laut einer Studie in Sammelunterkünften für Flüchtlinge besser vor Gewalt geschützt werden. Da die vorhandenen Strukturen in den Unterkünften dazu nicht ausreichten, sollten Bund, Länder und Kommunen die Unterbringung geflüchteter Menschen reformieren, teilten Unicef Deutschland und die Monitoring-Stelle "UN-Kinderrechtskonvention" des Deutschen Instituts für Menschenrechte am Montag in Köln zur Vorstellung einer gemeinsamen Studie mit. Mädchen und Jungen könnten in den Unterkünften selbst Opfer von Gewalt werden oder diese als Zeugen erleben.

Für die Studie befragten Unicef Deutschland und das Deutsche Institut für Menschenrechte von Juni bis Oktober die zuständigen Stellen der Bundesländer. Die Landesregierungen beantworteten sechs Fragen zum Gewaltschutz in Sammelunterkünften sowie vier kindspezifische Fragen. Dabei sei festgestellt worden, dass die Kinder- und Jugendhilfe in Sammelunterkünften oft erst bei akuter Kindeswohlgefährdung greift, hieß es. Zudem gebe es für traumatisierte Kinder oft keine angemessene Unterstützung. Außerdem sei der Betreuungsschlüssel meist viel zu niedrig. Experten empfehlen deshalb ein Verhältnis von eins zu zehn für die Betreuung von Kindern.

Die Auswertung der Daten zeige überdies, dass zwar alle Bundesländer über Vorgaben für den Gewaltschutz verfügen, diese sich aber in ihrer Verbindlichkeit, ihrem Umfang und ihrem Geltungsbereich teils deutlich unterscheiden. Die Umsetzung der Gewaltschutzkonzepte werde zudem bislang überwiegend nicht systematisch beobachtet, ausgewertet und unabhängig überprüft.

"Jede Form von Gewalt hinterlässt bei Kindern Spuren. Kinder in Unterkünften für geflüchtete Menschen haben - wie jedes Kind - ein Recht auf den Schutz vor Gewalt", sagte der Leiter der Advocacy- und Programmabteilung bei Unicef Deutschland, Sebastian Sedlmayr. Bei dem Schutz der Kinder und Jugendlichen vor Gewalt bestünden "noch gravierende Lücken".

In der Studie sprechen sich die Herausgeber für einen Rechtsanspruch von Kindern und ihren Familien auf eine dezentrale Unterbringung in den Kommunen sowie für eine deutliche Verkürzung der maximale Verweildauer in Aufnahmeeinrichtungen aus. Nur so könne vermieden werden, dass Kinder über einen längeren Zeitraum in Sammelunterkünften leben müssten und den dortigen Gefahren ausgesetzt seien. Solange Kinder in Sammelunterkünften untergebracht seien, brauche es verbindliche Konzepte und Mindeststandards zum Schutz vor Gewalt.