Bonn, Köln (epd). Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hat das Erzbistum Köln dazu aufgerufen, das erste Gutachten zu sexuellem Missbrauch an Kindern und Schutzbefohlen zu veröffentlichen. "Aktuell sind wir Zeuginnen und Zeugen intransparenter Vorgänge im Erzbistum Köln. Wir fordern, diese vollständig offen zu legen und insbesondere die Ergebnisse aus dem Gutachten der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl zugänglich zu machen", teilte die Laienorganisation am Freitag in Bonn mit. "Wir fordern eine freimütige Diskussion auch innerhalb der Kirche und verurteilen jede Form, solche Diskussionen - womöglich sogar mit arbeitsrechtlichen Instrumenten - zu unterbinden."
"Wir sind ernüchtert, beschämt und zornig, dass sexualisierte Gewalt in der Kirche immer noch vertuscht wird", betonte das Zentralkomitee. "Bis heute bekennen sich zu wenig Verantwortliche zu ihrem Tun und Unterlassen." Sexualisierte Gewalt sei "seit langem ein strukturelles Problem in der katholischen Kirche". Die Kirche müsse sich "dieser schweren Schuld bedingungslos stellen". Täter und Täterinnen seien "nicht nur diejenigen, die aktiv missbrauchen, sondern auch alle, die vertuschen, verharmlosen und eine offene und transparente Aufdeckung der Taten behindern".
Die Leitung des Erzbistums um Kardinal Rainer Maria Woelki steht derzeit in der Kritik, weil sie das erste Gutachten zu sexuellem Missbrauch in der Erzdiözese entgegen anderslautenden Zusagen nun doch nicht veröffentlichen will. Nach Angaben von Woelki ist das Gutachten der Münchener Anwaltkanzlei "untauglich" und erfüllt nicht die Anforderungen an eine unabhängige Untersuchung. Dabei beruft sich der Erzbischof auf eine wissenschaftliche Einschätzung von zwei Juristen. In Absprache mit dem Betroffenenrat des Erzbistums wurde Ende Oktober der Kölner Strafrechtsexperte Björn Gercke mit einem neuen Gutachten beauftragt. Es soll bis Mitte März veröffentlicht werden.