Berlin (epd). Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sieht die Demokratie in Deutschland nicht generell in Gefahr. "Antisemitismus und der Umgang mit Minderheiten sagen etwas aus über den Zustand der Demokratie", betonte Schuster im Berliner "Tagesspiegel" (Samstag): "Doch eine Gefährdung sehe ich nicht, denn die deutsche Mehrheit der Bevölkerung ist weder judenfeindlich eingestellt, noch hegt sie Ressentiments gegen Minderheiten generell."
Dennoch gebe es Tendenzen, denen man entschieden entgegentreten müsse, sagte Schuster. Er stimmte der Aussage zu, dass die Sicherheitslage für Synagogen und andere jüdische Einrichtungen prekär bleibt. "Allerdings sehe ich das nicht als Zeichen einer Gefährdung der Demokratie, da geht es um die Frage der Sicherheit."
Der Zentralratspräsident warb dafür, "weiterhin klarzumachen, dass jüdisches Leben in Deutschland eine Selbstverständlichkeit sein sollte". So seien im kommenden Jahr 2021 anlässlich des Jubiläums "1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" zahlreiche Veranstaltungen dazu geplant.
Dass nicht-jüdische Menschen in Deutschland so wenig über jüdisches Leben wüssten begründete Schuster damit, dass die meisten Deutschen in ihrem Leben noch niemals Kontakt mit einem Juden gehabt hätten. Gerade an Schulen sei es wichtig darauf hinzuweisen, "dass jüdisches Leben hierzulande bereits viele Jahrhunderte alt ist" und es jüdisches Leben in Deutschland auch wieder nach der Schoah gibt. "Wir stellen auch in Schulen häufig fest, dass viele Lehrerinnen und Lehrer Berührungsängste mit dem Judentum haben", so Schuster.