Frankfurt a.M., Lusaka (epd). Sambia kann wegen der hohen Ausgaben für die Bekämpfung der Corona-Pandemie seine Schulden nicht mehr bezahlen. Angesichts der angespannten finanziellen Lage bleibe dem Land keine andere Möglichkeit, als Zahlungen für den Schuldendienst auszusetzen, sagte Finanzminister Bwalya Ng’andu der Zeitung "Lusaka Times" am Samstag. Sambia ist damit das erste Land in Afrika, das wegen der Corona-Krise teilweise zahlungsunfähig ist.
Private Gläubiger des südostafrikanischen Landes hatten am Freitag eine Verlängerung der Frist für die Schuldenrückzahlung verweigert. Das Finanzministerium teilte am Freitagabend mit, die Gläubiger hätten den Antrag, die Zahlungen von Zinsen um ein halbes Jahr bis zum 14. April 2021 auszusetzen, abgelehnt. Sambia hätte Mitte Oktober 42,5 Millionen US-Dollar (36,2 Millionen Euro) an jährlichen Zinsleistungen erbringen müssen. Nach einem Aufschub um einen Monat war das Land auch am Freitag nicht in der Lage, die Zahlung zu erbringen.
Sambia gehört zu den weltgrößten Kupferproduzenten. Weil die Nachfrage nach Rohstoffen wegen der Corona-Pandemie stark eingebrochen ist, hat sich die Wirtschaftslage deutlich verschlechtert. Die Weltbank erwartet, dass die Wirtschaftsleistung in Sambia in diesem Jahr um 4,5 Prozent schrumpft. Das deutsche Bündnis Erlassjahr.de, das sich für ein faires und transparentes Schuldenmanagement von Staaten einsetzt, hatte am Donnerstag vor einer Corona-bedingten Staatspleite Sambias gewarnt und gefordert, den Privatsektor in ein verbindliches Schuldenmoratorium der G20-Staaten einzubeziehen.
Die Mitgliedsstaaten von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank sowie die großen Wirtschaftsmächte (G20) hatten im Rahmen der Entschuldungsinitiative DSSI im Frühjahr ein Moratorium für sechs Monate beschlossen, das im Oktober um ein weiteres halbes Jahr bis April 2021 verlängert wurde. Staatsschulden bei privaten Gläubigern fallen jedoch nicht unter das Moratorium.