Berlin (epd). In der Diskussion um eine Imamausbildung in Deutschland fordert Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) von der Türkei, dass sie die Zahl der von dort entsendeten Imame begrenzt. Er erwarte, dass dies Schritt für Schritt erfolge, sagte Seehofer am Dienstag bei der in diesem Jahr digital abgehaltenen Islamkonferenz. Er sei dabei auch im Austausch mit anderen europäischen Ländern. Frankreich und die Niederlande hätten ähnliche Ziele.
Wenn Europa zur Heimat von Muslimen werde, "dann bedarf es keiner Einmischung oder Einflussnahme mehr von außen", sagte Seehofer. "Wir sorgen für unsere muslimischen Bürgerinnen und Bürger selbst", sagte der Minister, der die Islamkonferenz für den Dialog zwischen Staat und Muslimen leitet. Seehofer hat sich für diese Wahlperiode zum Ziel gesetzt, bei der Imamausbildung in Deutschland wesentlich voranzukommen.
Islamische Theologen werden an Universitäten in Deutschland zwar bereits ausgebildet. Was bislang aber fehlt, ist die praktische Ausbildung in Gemeinden ähnlich der Pfarrer-, Priester- oder Rabbinerausbildung. Moscheegemeinden, zum Beispiel die des von der Türkei abhängigen Verbandes Ditib, werden daher oft von Imamen aus dem Ausland geleitet.
Eine erste unabhängige Imamausbildung für deutsche Gemeinden entsteht derzeit in Osnabrück. Im April soll dort ein vor allem von kleinen Verbänden und Gemeinden unterstütztes Islamkolleg starten. Finanzielle Förderung erhält das Seminar vom Bundesinnenministerium und niedersächsischen Wissenschaftsministerium. Die Ausbildung wird in deutscher Sprache abgehalten.
Seehofer begrüßte die Initiative in Osnabrück ausdrücklich, lobte aber auch die im vergangenen Jahr zusätzlich von Ditib eröffnete eigene Ausbildungsstätte in Deutschland. Auch die Ausbildung dort läuft in deutscher Sprache.
Insgesamt würdigte Seehofer den Dialog zwischen Staat und Muslimen. Dieser sei heute "deutlich entspannter" als früher, sagte er. Die Bemühungen um gegenseitiges Verständnis und gutes Zusammenleben trügen Früchte. "Auf diesem Weg machen wir weiter und lassen uns durch Terrorismus und Extremismus nicht aus der Bahn bringen", sagte er vor der Islamkonferenz vor Journalisten.