Hannover, Osnabrück (epd). Der Chef der neuen bundesweiten Ausbildungsstätte für Imame in Osnabrück, Esnaf Begic, wünscht sich von der Deutschen Islamkonferenz am Dienstag weiteren Rückenwind für das Projekt. "Ich erwarte, dass das Projekt von höchster Stelle, also von Bundesinnenminister Horst Seehofer ausdrücklich begrüßt wird", sagte Begic am Montag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das "Islamkolleg Deutschland" solle sich als ständige Ausbildungseinrichtung etablieren. Der Name sei bewusst gewählt worden. Dort würden die angehenden Imame ausschließlich in deutscher Sprache und auf die deutsche Lebenswirklichkeit bezogen ausgebildet. Damit habe es ein Alleinstellungsmerkmal, sagte er. Die Absolventen könnten als Imame, Seelsorger oder Gemeindepädagogen arbeiten.
Das Bundesinnenministerium wird das Islamkolleg Begic zufolge zunächst für fünf Jahre maßgeblich finanzieren. Eine Summe wollte der Vorsitzende des Kollegs nicht nennen. Das Ministerium werde neun Referentenstellen bezahlen. Niedersachsen werde eine weitere Referentenstelle finanzieren.
Eine Sprecherin des Wissenschaftsministeriums bestätigte dem epd, es sei geplant, den Aufbau für die kommenden fünf Jahre mit einer "Anschubfinanzierung" von insgesamt 450.000 Euro zu unterstützen. Zuerst hatte die "Neue Osnabrücker Zeitung" darüber berichtet. Die muslimischen Verbände seien keine anerkannten Körperschaften oder Religionsgemeinschaften im formal-rechtlichen Sinne, die eine Art Kirchensteuer erheben könnten, erläuterte die Sprecherin. "Wir halten es aber für richtig und wichtig, dass deutschsprachige und kulturell in Deutschland beheimatete Imame in den Moscheegemeinden tätig werden."
Ab April 2021 sollen in Osnabrück jährlich 20 bis 30 muslimische Geistliche, Seelsorger und Gemeindebetreuer für den praktischen Dienst in Moscheegemeinden in ganz Deutschland ausgebildet werden, wie Begic sagte. Voraussetzung sei ein Bachelor-Abschluss in islamischer Theologie.
Die Referenten erarbeiteten derzeit Lehrpläne und Arbeitsmaterialien für die sieben Lehrbereiche wie etwa Seelsorge, Predigtlehre oder soziale Arbeit, sagte Begic, der auch Dozent am Institut für Islamische Theologie der Uni Osnabrück ist. Mittlerweile seien mehr als 30 Bewerbungen aus ganz Deutschland und aus der Schweiz eingegangen. Bislang kooperierten eher kleinere Verbände sowie unter anderen der Zentralrat der Muslime in Deutschland.