Duisburg, Mytilini (epd). Die Kindernothilfe hat die Räumung des Flüchtlingslagers Pikpa auf der griechischen Insel Lesbos als brutal und menschenverachtend verurteilt. "Wer militärisch organisierte Spezialeinheiten gegen Kinder und Frauen in Marsch setzt, zeigt, wo er steht: ganz sicher nicht auf der Seite von Demokratie und Menschenrechten", erklärte Kindernothilfe-Vorstand Carsten Montag am Montag in Duisburg.
Das Camp in Mytilini auf der Ägäis-Insel war nach Angaben der Hilfsorganisation Lesvos Solidarity, die das Lager betreibt, am Freitag geräumt worden. Spezialkräfte der griechischen Polizei hätten ohne Ankündigung geschockte und verängstigte Menschen, darunter 32 Kinder, aus ihren kleinen Häusern und Unterkünften geholt und in bereitgestellte Busse gezwungen, erklärte die Kindernothilfe, eine Partnerorganisation von Lesvos Solidarity.
In dem selbstverwalteten Lager lebten seit 2012 tausende besonders schutzbedürftige Flüchtlinge wie Schwangere, chronisch Kranke, Homo- und Transsexuelle, unbegleitete Minderjährige und Familien. Zuletzt waren 74 Menschen in Pikpa untergebracht. Sie wurden in das alte Lager Kara Tepe gebracht, in dem vor allem Familien untergebracht sind. Auch dieses Lager solle bis Dezember geräumt werden, hieß es.
Pikpa galt als menschenfreundliche Alternative zu den großen, völlig überfüllten und unterversorgten staatlich organisierten Lagern auf den griechischen Inseln. Gegen die Räumung protestierten auch Pro Asyl und Amnesty International.