Genf (epd). Die UN können mit 600 Millionen US-Dollar (507 Millionen Euro) für die notleidenden Rohingya-Flüchtlinge aus Myanmar rechnen. Staaten und die EU machten am Donnerstag neue Zusagen, um die humanitäre Hilfe für mehr als eine Million Menschen zu finanzieren, hieß es nach einer virtuellen Geberkonferenz von den Veranstaltern USA, EU, Großbritannien und dem Flüchtlingshilfswerk UNHCR in Genf.
US-Außenminister Mike Pompeo kündigten die Zahlung von 200 Millionen Dollar (169 Millionen Euro) für die Rohingya-Unterstützung an. Die EU teilte mit, sie habe in diesem Jahr 96 Millionen Euro für die Rohingya-Hilfe gegeben. Großbritannien erklärte sich bereit, mehr als 37 Millionen Pfund (41 Millionen Euro) zusätzlich für die vertriebenen Menschen zu überweisen. Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) sagte 30 Millionen Euro Soforthilfe für die Flüchtlinge zu.
In den Camps der Flüchtlinge gebe es kein fließendes Wasser und keine Kläranlage, sagte Müller, der Rohingya-Lager in Bangladesch im Februar besucht hatte. "Wir haben bereits Masken verteilt und mobile Waschanlagen aufgebaut. Jetzt verstärken wir das und bauen ein Kanalsystem, Klär- und Trinkwasseranlagen und verbessern so die Gesundheitsbedingungen von 130.000 Rohingya." Insgesamt habe Deutschland seit 2017 rund 160 Millionen Euro zur Unterstützung der Rohingya bereitgestellt.
Auch andere Länder sagten Millionensummen für die Rohingya-Hilfe zu. Die UN und Partnerorganisationen hatten vor Beginn der Geberkonferenz betont, dass sie für die Rohingya-Hilfe weitere 500 Millionen US-Dollar (423 Millionen Euro) benötigten. Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR veranschlagt für dieses Jahr eine Gesamtsumme von mehr als eine Milliarde Dollar (mehr als 850 Millionen Euro), um Lebensmittel, Trinkwasser, Unterkünfte, Medizin und Schulbildung für die Rohingya zu finanzieren.
Der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, hatte vor Beginn der Konferenz zu großzügigen Spenden aufgerufen. Diplomaten erläuterten, dass die Corona-Krise die Spendenbereitschaft gebremst habe. Zudem steige der Finanzbedarf durch das Auftreten von Covid-19.
Die muslimischen Rohingya sind laut den UN die größte staatenlose Gemeinschaft der Welt. Rund 860.000 Rohingya-Flüchtlinge harren laut UNHCR derzeit in Cox's Bazar in Bangladesch aus, die meisten in Camps. Rund 740.000 von ihnen wurden 2017 von Myanmars Militär in einer brutalen Offensive vertrieben. Weitere 150.000 Rohingya flüchteten laut UNHCR in andere Länder der Region. In Myanmars Provinz Rakhine leben laut Schätzungen noch 600.000 Rohingya. Die Rohingya werden in dem buddhistisch geprägten Myanmar systematisch unterdrückt.
Myanmars de-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi, die 1991 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, geriet wegen der Vertreibung der Rohingya international in Verruf. UN-Ermittler sprechen von Völkermord, den Myanmars Militärs an den Rohingya verübt hätten.