Genf (epd). Der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, hat die Länder zu einer großzügigen Aufnahme von Schutzbedürftigen auch in der Corona-Krise aufgerufen. Trotz der Covid-19-Pandemie dürften die Türen für Flüchtlinge und Verfolgte nicht geschlossen werden, erklärte Grandi am Montag in Genf.
Vor dem Exekutivkomitee des Flüchtlingshilfswerks UNHCR betonte Grandi, angesichts der Pandemie dürften ausländerfeindliche Einstellungen nicht die Asylpolitik dominieren. Der Kampf gegen Covid-19 und Flüchtlingsschutz seien gleichzeitig möglich.
Grandi erinnerte an das Schicksal von 27 Flüchtlingen und Migranten, die das Tankschiff "Maersk Etienne" im Mittelmeer gerettet hatte. Die Menschen hätten wochenlang auf dem Schiff ausharren müssen, weil europäische Staaten ihnen die Einreise verweigerten. Als Europäer schäme er sich, dass es mehr als einen Monat gedauert habe, bis die Menschen an Land gehen konnten, sagte Grandi.
Im September erlaubten italienische Behörden den Menschen, die "Maersk Etienne" zu verlassen und in Sizilien an Land zu gehen. Viele Länder rund um den Globus verweigern Flüchtlingen und Migranten mit der Begründung die Einreise, der Corona-Erreger dürfe nicht eingeschleppt werden. Das Exekutivkomitee ist das höchste Entscheidungsgremium des UNHCR und berät mehrere Tage auf einer teilweise virtuell abgehaltenen Sitzung.