Düsseldorf (epd). Die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung hält einen gesetzlichen Rahmen für mobile Arbeit und ein Recht auf Homeoffice für "sinnvoll und dringend nötig". Wichtig seien vor allem ein fairer Zugang für alle, eine objektive Zeiterfassung und Mitbestimmungsmöglichkeiten von Betriebs- und Personalräten, erklärte die wissenschaftliche Direktorin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Stiftung, Bettina Kohlrausch, am Montag in Düsseldorf.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will in einem Gesetz für ein Recht auf Homeoffice einen Mindestanspruch von 24 Tagen Heimarbeit festlegen. Unionspolitiker kritisieren Heils Pläne und befürchten Eingriffe in Unternehmensabläufe.
Kohlrausch sagte, Heimarbeit könne die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtern. Arbeiten von zuhause aus könne aber auch zusätzlichen Druck erzeugen, vor allem, wenn sie im Unternehmen zuvor als nicht selbstverständlich galt und es keine klaren Regeln gebe. Es müsse eine klare Abgrenzung zwischen Arbeit und Freizeit geben, damit beides nicht immer weiter verschwimme, forderte die Wissenschaftlerin. "Von dieser Gefahr berichten viele Beschäftigte, die mobil arbeiten - auch viele, die es eigentlich gerne tun."
In einer aktuellen Befragung der Hans-Böckler-Stiftung unter mehr als 6.000 Erwerbstätigen gaben den Angaben zufolge 77 Prozent an, die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben verbessere sich durch Homeoffice. 60 Prozent der Befragten hatten den Eindruck, dass die Grenze zwischen Arbeit und Privatleben verschwimmt. 37 Prozent arbeiten nach eigenen Angaben im Homeoffice mehr Wochenstunden als im Büro. Ältere Studien zeigen Kohlrausch zufolge, dass sich Beschäftigte im Homeoffice nicht selten verpflichtet fühlen, mehr zu leisten und über die vereinbarte Arbeitszeit hinaus zu arbeiten, um das "Privileg" mobiler Arbeit zu rechtfertigen. Dieses Risiko sei besonders groß, wenn die mobile Arbeitszeit nicht erfasst werde.