Frankfurt a.M., Bamako (epd). Mehr als fünf Wochen nach dem Militärputsch in Mali ist der frühere Verteidigungsminister Ba N'Daw am Freitag als Übergangspräsident vereidigt worden. Der 70-Jährige soll bis zu Wahlen in spätestens 18 Monaten an der Macht bleiben, wie der britische Sender BBC berichtete. Stellvertretender Präsident ist der derzeitige Anführer der Militärjunta, Assimi Goïta.
Führende Militärs hatten Präsident Ibrahim Boubacar Keïta nach wochenlangen Straßenprotesten am 18. August festgenommen und die Regierung zum Rücktritt gezwungen. Über die Bildung einer Übergangsregierung gab es bis zuletzt Uneinigkeit zwischen der Militärjunta, der Opposition und der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas). Die Ernennung eines zivilen Präsidenten war eine Bedingung für die Aufhebung von Sanktionen, die die Ecowas nach dem Putsch verhängt hatte.
Übergangspräsident N'Daw kommt gleichwohl aus dem Militär, dem er wohl immer noch nahesteht. Er diente seit 1973 als Soldat und machte Karriere in der Luftwaffe. 2014 war N’Daw unter dem nun gestürzten Präsidenten Keïta kurzzeitig Verteidigungsminister. Nach landesweiten Konsultationen hatte sich die Militärjunta Mitte September mit mehreren Organisationen der Opposition und der Zivilgesellschaft auf einen zivilen Präsidenten und eines militärischen Stellvertreter geeinigt. Die Junta, die sich als "Nationalkomitee zum Wohl des Volkes" bezeichnet, hatte zunächst eine Übergangsregierung unter Militärführung für drei Jahre angestrebt.