Berlin (epd). Die Aufnahme von Flüchtlingen hat nach einer Studie Wahlverhalten und Einstellungen zur Migration in ostdeutschen Gemeinden kaum beeinflusst. In den 236 untersuchten Kommunen seien ablehnende Einstellungen zur Migration zwar weit verbreitet. Der Zuzug von Flüchtlingen direkt vor Ort habe diese Einstellungen aber fast nicht verändert, heißt es in der am Dienstag veröffentlichten Analyse von Forschern des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB), des Mannheimer Zentrums für Europäische Sozialforschung und der New York University.
"Die weit verbreiteten Vorbehalte gegen Migration scheinen sich also weniger auf die Situation vor Ort, als vielmehr auf die Auswirkung von Migration auf die Gesellschaft als Ganzes zu beziehen", schlussfolgerte Max Schaub vom WZB. Für ihre Untersuchung analysierten die Sozialwissenschaftler 236 Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Thüringen und Sachsen, in denen vor der sogenannten Flüchtlingskrise 2015 weniger als 1,5 Prozent der Gesamtbevölkerung Ausländer waren.
Etwa in der Hälfte dieser Gemeinden wurden ab 2015 Migranten untergebracht, die dann mit den anderen Kommunen verglichen wurden. Dafür untersuchten die Forscher lokale Wahlergebnisse und befragten mehr als 1.300 Personen. Demnach hat der Zuzug von Migranten weder zu mehr noch zu weniger Fremdenfeindlichkeit geführt. Persönliche Erfahrungen mit Geflüchteten scheinen also nicht ausschlaggebend zu sein für generelle Einstellungen und das Wahlverhalten, wie die Wissenschaftler schlussfolgerten.