Frankfurt a.M., Palermo (epd). Geschwächt und verzweifelt, mit Sizilien vor Augen: 76 Flüchtlinge auf dem Rettungsschiff "Open Arms" haben sich am Donnerstag vor dem Hafen von Palermo über Bord gestürzt, in der Hoffnung, die Küste Europas zu erreichen. Die Lage an Bord des mit rund 280 Geretteten völlig überfüllten Schiffes sei kritisch gewesen, erklärte die spanische Hilfsorganisation Open Arms auf Twitter. Die Crew hatte die in Seenot geratenen Menschen in der vergangenen Woche aus dem Mittelmeer gerettet, aber bislang vergeblich um Erlaubnis zum Einlaufen in einen europäischen Hafen gebeten.
"Nach wiederholten Absagen von Malta und nachdem wir Italien darüber informiert haben, dass manche der Geretteten sich in einer extrem schwierigen Lage befinden, sind über 70 der geretteten Personen vor Palermo ins Wasser gesprungen, während wir weiter auf Anweisungen für eine Anlandung warten", erklärte Open Arms. "Einige Länder pervertieren Verträge und Menschenrechte." Die über Bord gesprungenen Menschen seien aus dem Wasser gezogen und von der italienischen Küstenwache aufgegriffen worden. Einsatzboote des deutschen Schiffes "Sea-Watch 4", das vor Palermo festliegt, waren ebenfalls zu Wasser gelassen worden, um im Bedarfsfall mitzuhelfen, die Flüchtlinge zu retten.
Was nun mit den Geretteten passiere, liege in der Entscheidung Italiens, sagte Open-Arms-Sprecherin Laura Lanunza dem Evangelischen Pressedienst (epd). Es gebe auch weiterhin keine Signale von den italienischen Behörden zu einer möglichen Anlandeerlaubnis. Die Lage an Bord habe sich derweil beruhigt. Essen und Wasser reichten noch knapp aus.
Bereits vor Tagen hatte Open Arms die Situation an Bord als äußerst angespannt beschrieben: Viele der Flüchtlinge waren den Angaben zufolge stark dehydriert und geschwächt aufgenommen worden, das Schiff war völlig überfüllt, die See unruhig. Nur zwei Schwangere und ein Mann wurden aus medizinischen Gründen evakuiert.
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