Bonn (epd). Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat vor antisemitischen Verschwörungsmythen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie gewarnt. "Verschwörungsideologen zu widersprechen und antijüdische Vorurteile zu ächten, ist die Pflicht aller Bürgerinnen und Bürger und nicht zuletzt auch der Christinnen und Christen", schrieb der Limburger Bischof in einer Grußbotschaft an den Zentralrat der Juden anlässlich des jüdischen Neujahrsfest am Wochenende.
Die Corona-Pandemie habe die Verbreitung von Verschwörungsmythen befeuert, die Existenz und Ausmaß der Pandemie bestreiten und dunkle Mächte und böse Absichten hinter den Schutzmaßnahmen vermuten, beklagte Bätzing. Sie bildeten den Nährboden für antisemitische Anschläge wie auf die Synagoge in Halle 2019.
Der Bischof nahm auch auf das religiöse Leben unter den Corona-Schutzmaßnahmen Bezug. Gerade an hohen religiösen Feiertagen werde den Menschen bewusst, wie sehr sie auf soziale Beziehungen und auf die physische Nähe zu ihren Mitmenschen angewiesen seien. "Hoffen wir, dass die medizinische Forschung bald Impfstoffe und Medikamente entwickelt, die uns wieder größere menschliche Nähe erlauben", betonte Bätzing.
Menschen jüdischen Glaubens begehen am Wochenende das jüdische Neujahrsfest (Rosch Haschana). An Rosch Haschana feiern Juden den Anfang der Schöpfung. Das Neujahrsfest erinnert an den Bund zwischen Gott und dem Volk Israel. An das Fest schließen sich zehn Tage der Einkehr und Buße an, die mit dem Versöhnungsfest Jom Kippur enden. Das Neujahrsfest und der Versöhnungstag sind die wichtigsten Feiertage der jüdischen Religion. An Jom Kippur 2019 versuchte der Attentäter Stephan B. in Halle, die Synagoge zu stürmen, und scheiterte. Er tötete zwei Menschen. Dafür muss er sich wegen Mordes und versuchten Mordes derzeit vor Gericht verantworten.