Berlin, Bogotá (epd). Nach den Massenprotesten in Kolumbien wird gegen knapp 60 Polizisten wegen unangemessener Gewaltanwendung ermittelt. Ihnen wird vorgeworfen, auf Demonstranten geschossen zu haben, wie das Nachrichtenportal "Infobae" am Montagabend (Ortszeit) berichtete. Bei den seit mehr als einer Woche andauernden Demonstrationen gegen Polizeigewalt in der Hauptstadt Bogotá und der Umgebung wurden zwölf Menschen getötet und fast 600 verletzt. Auslöser war der gewaltsame Tod eines Anwalts nach einer Polizeikontrolle.
In internen Analysen von Videoaufnahmen der Demonstrationen sei deutlich geworden, dass 58 Polizisten gegen Demonstranten Munition abgefeuert hätten, heißt es. Die Bürgermeisterin von Bogotá, Claudia López, übergab an Staatspräsident Iván Duque und der Generalstaatsanwaltschaft eineinhalbstündige Videoaufzeichnungen, die zeigten, wie Polizisten auf Demonstranten schossen, wie die Tageszeitung "El Tiempo" berichtet. López hatte mehrfach die Polizeigewalt verurteilt, aber auch die Demonstranten zu friedlichen Protesten aufgerufen.
Vergangenen Dienstag war der Anwalt Javier Ordóñez nach einer Polizeikontrolle im Großraum von Bogotá gestorben. Polizisten kontrollierten Berichten zufolge die Einhaltung von Corona-Vorschriften. Auf einem Video ist zu sehen, wie die Beamten Ordóñez zu Boden drücken und wiederholt eine Elektroschockwaffe anwenden. Immer wieder bittet er die Polizisten, damit aufzuhören. Anschließend sei er auf eine Polizeiwache gebracht worden, auf der Beamte ihn geschlagen haben sollen. Im Krankenhaus erlag er seinen Verletzungen.
Das von Freunden von Ordóñez gedrehte Video löste große Empörung aus. Wenige Stunden nach Veröffentlichung kam es bereits zu Protesten. Sieben Polizisten sind in Zusammenhang mit dem Tod von Ordónez vom Dienst suspendiert worden, gegen sie ermittelt die Staatsanwaltschaft.