Berlin/Düsseldorf (epd). Angesichts der Lage auf der griechischen Insel Lesbos sieht das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) die europäischen Länder in der Pflicht zu helfen. Die gegenwärtige Situation der Migranten dort sei "eine humanitäre Notlage, die ein schnelles und unverzügliches Handeln der europäischen Staaten gemeinsam mit Griechenland erfordern", sagte der Vertreter der UN-Organisation in Deutschland, Frank Remus, den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag)
"Die Verhältnisse in Moria waren skandalös und das Camp selbst eine Schande für Europa, unvereinbar mit den europäischen Werten", sagte Remus. Es gebe aber engagierte Länder, allen voran Deutschland, die das Problem sähen und an Lösungen mitwirken wollten. Die Aufnahme von etwa 150 minderjährigen unbegleiteten Flüchtlingen sei "ein Zeichen, dass Deutschland Verantwortung in dieser wichtigen Frage übernimmt".
Am Freitag hatte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) mitgeteilt, dass insgesamt zehn europäische Staaten 400 unbegleitete Minderjährige aus Moria aufnehmen wollen, die nach dem Brand des Flüchtlingscamps Moria in der vergangenen Woche kein Obdach mehr haben. 100 bis 150 davon will Deutschland aufnehmen. Angesichts von rund 13.000 vom Brand in Moria betroffenen Menschen rief die im Verhältnis niedrige Zahl Kritik hervor. Am Montag signalisierte die Bundesregierung die Bereitschaft zur Aufnahme weiterer Menschen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte, Deutschland könne sicherlich "einen substanziellen Beitrag" leisten.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sagte der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Dienstag): "Griechenland darf nicht alleingelassen werden. Alle müssen jetzt zusammen helfen, dass Europa wieder ein Signalwort für Humanität werden kann."
epd kfr