Wiesbaden (epd). Die Zahl der gemeldeten Unternehmensinsolvenzen in Deutschland ist stark zurückgegangen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum beantragten im ersten Halbjahr 2020 insgesamt 6,2 Prozent weniger Betriebe ein Insolvenzverfahren, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte. Zwischen Januar und Juni meldeten die Amtsgerichte demnach 9.006 Unternehmensinsolvenzen.
Die finanzielle Notlage vieler Firmen und Betriebe in der Corona-Krise spiegele sich aktuell nicht in der Statistik wider, hieß es weiter. Ein Grund sei, dass Unternehmen seit dem 1. März dieses Jahres nicht mehr verpflichtet sind, einen Insolvenzantrag zu stellen. Pandemiebedingt finanziell angeschlagene Unternehmen sollen so die Chance haben, staatliche Hilfen zu beantragen und Sanierungsbemühungen voranzutreiben. Die Regelung galt vorerst bis zum 30. September und wurde kürzlich bis zum 31. Dezember ausgeweitet. Die Verlängerung greift allerdings nur für Unternehmen, die überschuldet, nicht aber zahlungsunfähig sind.
Die meisten Unternehmensinsolvenzen gab es dem Statistischen Bundesamt zufolge im ersten Halbjahr dieses Jahres im Handel (1.485 Fälle). Im Baugewerbe stellten 1.462 Firmen und Betriebe einen Insolvenzantrag, im Gastgewerbe waren es 1.004. Im Bereich der freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen wurden 974 Insolvenzanträge gemeldet.
Die Zahl der übrigen Schuldnerinnen und Schuldner belief sich dem Bundesamt zufolge in den ersten beiden Quartalen 2020 auf 38.680. Das sind 11,8 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Verbraucherinnen und Verbraucher stellten dabei den größten Teil dieser Anträge (27.922). Ehemals Selbstständige reichten 8.729 Anträge ein. Das Statistikamt erklärt dies zum einen damit, dass die zuständigen Insolvenzgerichte in dieser Zeit aufgrund der Pandemie nur eingeschränkt arbeiten konnten und somit die Bearbeitungszeit länger war. Verbraucherinnen und Verbraucher hätten zudem vermutlich ihre Antragsstellung coronabedingt nach hinten verschoben.