Berlin, Bogotá (epd). Amazonas-Schutzgebiete in Kolumbien sind durch illegale Abholzung und Landraub zunehmend bedroht. So hätten paramilitärische Gruppen und Dissidenten der ehemaligen Farc-Guerilla Wildhütern gedroht und deren Abzug aus den Schutzgebieten erzwungen, teilte der World Wildlife Fund (WWF) am Freitag mit. Insgesamt zehn Amazonas-Schutzgebiete seien deshalb derzeit ohne staatlichen Schutz. Zu den betroffenen Gebieten zähle auch das Weltnaturerbe Chiribiquete, der größte Tropenwaldnationalpark der Erde. Insgesamt seien geschützte Flächen von fast neun Millionen Hektar betroffen, was in etwa der Größe Portugals entspricht.
Gleichzeitig haben laut des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNDOC) in Kolumbien die Abholzung und der Koka-Anbau in diesen Gebieten zugenommen. Auf etwa 6,4 Prozent der Flächen von Schutzgebieten würden Drogen angebaut, heiß es in einem Bericht aus dem die Zeitschrift "Semana" zitiert.
Von den Aktivitäten der kriminellen Banden ist auch zunehmend die lokale Bevölkerung bedroht. "Illegaler Holzhandel, Bergbau und Landraub sind attraktive Möglichkeiten für diese kriminellen Organisationen, sich zu finanzieren. Darunter leiden nicht nur die Natur, sondern auch die Menschen vor Ort, insbesondere Indigene", erklärte Julia Gorricho, Kolumbienexpertin beim WWF Deutschland. Zudem sei die Entwaldung in Kolumbien in den ersten vier Monaten des Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund ein Drittel gestiegen.
Die Sicherheitslage in Kolumbien hat sich in den vergangenen Monaten drastisch verschlechtert. In ländlichen Gebieten kam es zu einer Vielzahl von Anschlägen, bei denen in der Mehrheit Ureinwohner und Kleinbauern umkamen. Paramilitärische Einheiten und Drogenbanden bedrohen die Bevölkerung.
2016 schlossen die Farc-Guerilla und die Regierung einen Friedensvertrag, mit dem der mehr als 50 Jahre andauernde Bürgerkrieg beendet wurde. Mehr als 260.000 Menschen wurden in dem Krieg von staatlichen Sicherheitskräften, Paramilitärs und der Guerilla getötet, etwa sieben Millionen wurden vertrieben. Rund 80.000 Kolumbianer gelten als vermisst.