Brüssel (epd). Im überfüllten Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos gibt es nach Angaben von Hilfsorganisationen den ersten bestätigten Corona-Fall. Es handele sich um einen 40-jährigen Somalier, der am Dienstag ins Krankenhaus eingeliefert worden sei, erklärte medico international am Mittwoch in Frankfurt am Main. Der Mann sei zuvor vom griechischen Festland in das Lager auf der Insel gekommen. Auch Oxfam in Brüssel meldete den Fall. Beide Organisationen beriefen sich auf griechische Behördenangaben, medico zudem auf Partner vor Ort.
Die Infektion sei nicht überraschend, erklärte medico. "Monatelang wurden die Warnungen von Selbstorganisationen, medizinischem Personal und Hilfsorganisationen vor Ort in den Wind geschlagen", betonte Ramona Lenz, Referentin für Flucht und Migration. Die Organisation forderte die sofortige Evakuierung von Alten, Kranken und Verletzten aus dem Lager. Zudem müsse die Infrastruktur in Moria verbessert werden, damit alle, die vorerst dort bleiben müssten, sich vor dem Coronavirus schützen könnten.
Oxfam urteilte, das andernorts gegen die Pandemie praktizierte Abstandhalten und Hygienemaßnahmen seien in dem Lager unmöglich. In dem für weniger als 3.000 Bewohner ausgelegten Lager lebten fast 12.000 Menschen, es gebe weder genug Toiletten oder Duschen noch genügend Wasser. "Ohne sofortiges und drastisches Eingreifen wird dies in eine katastrophale Gesundheitskrise münden, die den Tod von Hunderten bereits geschwächter Menschen verursachen könnte", erklärte Oxfam.