Berlin (epd). Mit einer neuen Broschüre will das Zentrum für Qualität in der Pflege Menschen anleiten, die Gewalt an Pflegebedürftigen beobachten. Die Publikation richte sich an Angehörige, Bekannte, ehrenamtlich Helfende und professionelle Pflegende, teilte die gemeinnützige Stiftung am Dienstag in Berlin mit. Pflegebedürftige Menschen könnten sich häufig schlecht wehren oder gar nicht mitteilen, wenn sie Opfer von Gewalt geworden seien. Daher seien sie auf Hilfe von außen angewiesen. Die Veröffentlichung lässt sich gratis auf der Website des Zentrums herunterladen.
In der Broschüre finden sich unter anderem zehn Tipps für Betreuende. Zum einen sollten sie genau hinschauen und Anzeichen von Gewalt wie Kratzer oder Platzwunden wahrnehmen. Zum anderen könne auch ein deutlich verändertes Verhalten des oder der Pflegebedürftigen ein Indiz sein. Vernachlässigung müsse ebenfalls als Gewalt erkannt werden. So könne es durch mangelhafte Pflege zu Flüssigkeitsmangel oder Infektionen kommen.
Bei Verdacht solle die pflegebedürftige Person soweit möglich angesprochen und ihr solle Hilfe angeboten werden, heißt es. Zudem sei ein sachlicher und präziser Bericht an die Leitung der Pflegeeinrichtung oder des ambulanten Dienstes nötig. Die Beobachtungen sollten so genau wie möglich dokumentiert werden, und bei körperlichen Verletzungen solle der Rat eines Arztes oder einer Ärztin gesucht werden. Zudem finden sich in der Broschüre den Angaben nach Kontakte zu entsprechenden Beratungs- und Beschwerdestellen.
"Gerade weil die Erscheinungsformen und die Folgen von Gewalt nicht immer eindeutig erkennbar sind, bedarf es mehr Aufklärung", sagte der Vorstandsvorsitzende des Zentrums für Qualität in der Pflege, Ralf Suhr. Von Zeuginnen und Zeugen sei Zivilcourage gefordert. Nur so könnten das Schweigen gebrochen, Gewalt erkannt und vor allem vorgebeugt werden.
In einer Studie des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung und der B. Braun-Stiftung unter 402 Pflegefachkräften und Auszubildenden gab 2016 jeder Dritte an, dass Maßnahmen gegen den Willen von Pflegebedürftigen alltäglich seien. Rund ein Zehntel habe solche Erfahrungen in jüngerer Zeit gemacht. In den Einrichtungen werden den Befragten nach solche Vorfälle nur selten aufgearbeitet.