Düsseldorf, Köln (epd). Der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, kritisiert die geplante Verlängerung des Kurzarbeitergelds als voreilig. "Ich sehe jetzt keinen Entscheidungsdruck, denn die laufende Regelung gilt bis Ende März 2021", sagte der Wirtschaftswissenschaftler der "Rheinischen Post" (Montag) und sprach sich für gezieltere Maßnahmen aus. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hatte zuvor ein Gesetzespaket angekündigt, mit dem eine Aufstockung des Kurzarbeitergeldes in der Corona-Krise befristet verlängert werden soll.
"Die bis März 2021 geltende Kurzarbeitergeld-Regelung war sinnvoll, sie hat einen Arbeitsmarktschock durch die Pandemie verhindert", erklärte der Direktor des arbeitgebernahen Instituts. Die Nutzung des Kurzarbeitergeldes gehe nun aber zurück, und die Konjunkturindikatoren zeigten eine weitere Erholung an. Die Zahl der Kurzarbeiter in Deutschland hatte im Mai einen Höchststand von 6,7 Millionen erreicht. Seither ist sie Schätzungen zufolge wieder rückläufig.
"Damit wird die Lage der Betriebe immer differenzierter. Umso weniger sind Breitbandanwendungen passend, die zusätzlich bis zu zehn Milliarden Euro kosten", sagte Hüther. Er halte andere Maßnahmen wie Eigenkapitalhilfen und einen unbegrenzten Verlustrücktrag für zielführender.
Der Koalitionsausschuss will am Dienstag über das Gesetzespaket beraten. Konkret gehe es ihm um eine Verlängerung der Laufzeit von Kurzarbeit von bisher zwölf auf künftig bis zu 24 Monate im einzelnen Betrieb, sagte Heil der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Montag). Außerdem wolle er die seit März geltenden Regelungen verlängern, die Betrieben den Zugang zu Kurzarbeit erleichtern. Diese würden andernfalls zum Jahresende auslaufen.