Düsseldorf (epd). Der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele, plädiert dafür, das Kurzarbeitergeld künftig stärker an Weiterbildungsmaßnahmen für die Beschäftigten zu binden. "Kurzarbeitergeld kann nicht das Mittel der Wahl sein, um dauerhaft strukturelle Probleme zu lösen, die sich mit der Corona-Krise überlappen, etwa in der Autoindustrie", sagte Scheele der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Samstag).
Notwendige Transformationen könne man nicht einfach über die bedingungslose Weiterzahlung von Kurzarbeitergeld für die Mitarbeiter lösen. "Es ist daher klug, das Kurzarbeitergeld mit Qualifizierung zu koppeln, wo es sinnvoll ist", sagte Scheele. Was für eine Qualifizierung die Kurzarbeitenden wann und wo machen sollen, das müssten die Sozialpartner und die Arbeitgeber selbst entscheiden.
Der Chef der Bundesarbeitsagentur begrüßte, dass die große Koalition die Bezugszeit des Kurzarbeitergeldes auf 24 Monate verlängern will. "Wir werden nicht am Jahresende mit der Corona-Krise und deren Auswirkungen am Arbeitsmarkt durch sein", sagte er. Die Unternehmen benötigten frühzeitig Planungssicherheit, wie sie durch das nächste Jahr kämen und mit welcher Unterstützung sie rechnen könnten.
Scheele befürwortete auch Pläne der IG Metall für eine Vier-Tage-Woche bei teilweisem Lohnausgleich. Es sei richtig, dass die Sozialpartner darüber redeten, was es an betrieblichen Anpassungsmaßnahmen geben könne, um Entlassungen zu vermeiden. Dazu könne auch gehören, das Arbeitszeitvolumen der Mitarbeiter zu verringern.
"Eine Vier-Tage-Woche bei teilweisem Lohnausgleich in Branchen wie der Automobilindustrie oder der Luftfahrt wäre eine Möglichkeit", sagte der Präsident der Arbeitsagentur. Denn auch nach der Pandemie werde in solchen Branchen das ursprüngliche Volumen nur schwer wieder erreicht werden können.