Dubai, Kabul (epd). Afghanistan hat mit der Freilassung von besonders gefährlichen Taliban-Kämpfern begonnen. Es wurden zunächst 80 Gefangene aus dem berüchtigten Pul-e-Charkhi-Gefängnis in der Hauptstadt Kabul freigelassen, wie der afghanische TV-Sender "Tolo News" am Freitag berichtete. Präsident Aschraf Ghani hatte am Montag ein Dekret unterzeichnet, das die Freilassung von 400 Taliban-Häftlingen vorsieht, die teils schwere Verbrechen begangen haben. Zuvor hatte Afghanistans "Loya Dschirga", die traditionelle Stammesversammlung mit über 3.000 Delegierten, grünes Licht für die Gefangenenfreilassung gegeben. Insgesamt wurden 5.000 Taliban aus der Haft entlassen.
Damit wurde eine entscheidende Hürde für direkte Beratungen zwischen den aufständischen Taliban und der Regierung in Kabul über ein Ende des 19-jährigen Konfliktes aus dem Weg geräumt. Die Verhandlungen sollen in den kommenden Tagen in der katarischen Hauptstadt Doha starten.
Nach Angaben der Regierung sind von den 400 freizulassenden Gefangenen, 156 zum Tode verurteilt, 105 sind des Mordes beschuldigt, 34 sind wegen Geiselnahme und 51 wegen Drogenschmuggel angeklagt. Weitere 44 stehen auf der Schwarzen Liste der afghanischen Regierung. Zu den restlichen zehn Gefangenen gab es keine näheren Angaben. Die Stammesversammlung hatte gefordert, die Regierung müsse sicherstellen, dass die freigelassenen Kämpfer nicht wieder in den Krieg zögen.
Die Frage der Gefangenenfreilassung war seit Ende Februar ein heikler Streitpunkt zwischen den Taliban und der afghanischen Regierung. Ende Februar hatten die USA und die Taliban ein historisches Friedensabkommen geschlossen, das den Abzug der USA aus Afghanistan vorsieht. Die USA haben bereits angekündigt, dass sie bis Ende November die Zahl ihrer Soldaten in Afghanistan auf weniger als 5.000 reduzieren wollen.