Quito, Santiago de Chile (epd). In Chile verschärft eine Entscheidung der Justiz den Konflikt zwischen dem Volk der Mapuche und der Regierung. Das Oberste Gericht lehnte am Donnerstag (Ortszeit) einen Antrag des verurteilten Mapuche-Anführers Celestino Córdova ab, mindestens sechs Monate seiner 18-jährigen Haftstrafe wegen der Corona-Pandemie in Hausarrest umzuwandeln, wie die Tageszeitung "La Tercera" berichtete.
Der Mapuche-Anführer befindet sich seit mehr als 100 Tagen im Hungerstreik, um seine Forderung nach Hafterleichterung durchzusetzen. Aktuell wird er in einem Krankenhaus in Temuco behandelt. Córdova war 2014 wegen Brandstiftung mit Todesfolge zu 18 Jahren Haft verurteilt worden.
Der Direktor des chilenischen Instituts für Menschenrechte, Sergio Micco, appellierte nach der Gerichtsentscheidung, den Dialog für den Frieden in der Araucanía nicht abzubrechen. In der Region im Süden Chiles kommt es seit Wochen zu Brandanschlägen, die radikalen Mapuche-Gruppen zugeschrieben werden. Die Regierung kündigte ein Gesetz an, das Strafen bei Brandanschlägen deutlich verschärfen soll.
Ende Juli hatten Angehörige der Mapuche mehrere Rathäuser besetzt, um gegen die Inhaftierung von mehreren Volksangehörigen zu demonstrieren. Viele der wegen mutmaßlicher Brandstiftung Verurteilten befinden sich wie Córdova im Hungerstreik und fordern Hafterleichterungen.
Die Mapuche kämpfen seit Jahrzehnten für die verfassungsrechtliche Anerkennung ihrer Kultur und das Recht auf Land. Viele ihrer einstigen Territorien sind heute von Forst- und Fischereibetrieben sowie dem Bergbau besetzt.