Berlin (epd). Die Zwangsarbeiter-Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" (EVZ) will die Bildungsarbeit mit jungen Menschen und Projekte mit Osteuropa stärken. Auch 20 Jahre nach Gründung der Stiftung sei es ihr Auftrag, "die Erinnerung an das durch den NS-Staat begangene Unrecht wachzuhalten - und zwar so, dass daraus Engagement für Humanität, Menschenrechte und ein sozial gerechtes Miteinander erwächst", sagte die Vorstandsvorsitzende Andrea Despot am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin. Despot steht seit Juni an der Spitze der Stiftung. Das Gesetz zur Gründung der Stiftung trat am 12. August 2000 in Kraft.
"Vor allem junge Menschen wollen wir für diese - auch ihre - Geschichte interessieren und sie stark machen gegen Hass und Hetze im Hier und Jetzt", sagte die Politikwissenschaftlerin: "Es gibt Leugnung und Relativierung des absoluten Unrechts des Nationalsozialismus, Gesellschaften entsolidarisieren sich, Menschenfeindlichkeit nimmt zu." Diesen Entwicklungen programmatisch entgegenzutreten, sei auch heute noch die wichtigste Aufgabe der Stiftung EVZ.
Ihr sei es auch ein Anliegen, "die transnationalen Förderaktivitäten der Stiftung EVZ, vor allem auch in unserer östlichen Nachbarschaft, zu verstetigen und Schlaglichter auf eine auch gemeinsame europäische Erinnerungskultur zu richten", sagte Despot. Einen weiteren Schwerpunkt sehe sie im "Lernen aus der Geschichte für die Gegenwart", insbesondere für junge und migrantische Zielgruppen.
Ziel der Stiftung EVZ war zunächst die Entschädigung ehemaliger NS-Zwangsarbeiter. Bis 2007 erhielten 1,665 Millionen Menschen in fast 100 Ländern, vor allem aber in Belarus, Polen, Russland, der Ukraine und Tschechien, insgesamt 4,4 Milliarden Euro. Das Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit der Stiftung Topographie des Terrors spricht von insgesamt mehr als 26 Millionen Männern, Frauen und Kindern, die während des Zweiten Weltkriegs durch das NS-Regime einschließlich der besetzten Gebiete ausgebeutet wurden. Rund 8,4 Millionen von ihnen wurden als "zivile" Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus den besetzten Gebieten Europas in das Deutsche Reich verschleppt.
Despot betonte, trotz großer Kraftanstrengung in den vergangenen Jahren hätten nicht alle ehemaligen Zwangsarbeiter erreicht werden können: "Viele waren bereits verstorben, für sie kam die gute Gesetzesinitiative zu spät." Es bleibe aber Aufgabe der Stiftung, Initiativen zu unterstützen, die NS-Opfern zur Seite stehen, und die Erinnerung an das ihnen zugefügte Unrecht auch für kommende Generationen lebendig zu halten.