Genf/Beirut (epd). Durch die schwere Explosion in der libanesischen Hauptstadt Beirut sind nach UN-Schätzungen 300.000 Menschen obdachlos geworden. Unter den Obdachlosen seien 80.000 Kinder, erklärte das Hilfswerk Unicef am Freitag in Beirut.
"Kinder, die die Explosion miterlebt haben, sind traumatisiert und stehen unter Schock", sagte Yukie Mokuo, Landeskoordinatorin für Unicef im Libanon. Nach Berichten seien Mädchen und Jungen noch immer vermisst, betonte Unicef. Zwölf Gesundheitseinrichtungen für Kinderimpfungen und Betreuung schwangerer Frauen seien beschädigt. Ein Krankenhaus mit einer Intensivstation für Neugeborene sei zerstört worden. Die übrigen Krankenhäuser seien völlig überlastet und hätten nicht genügend Medikamente und Hilfsgüter.
Fünf Kühlräume für Impfstoffe und zehn Container mit Schutzkleidung und Schutzutensilien, auch gegen Covid-19, seien bei der Explosion zerstört worden, hielt Unicef fest. Innerhalb von zwei Tagen seien 464 neue Covid-19 Infektionen registriert worden. Die Corona-Pandemie belaste das Gesundheitssystem des Landes ohnehin stark.
Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR und das Welternährungsprogramm WFP weiteten ihre humanitäre Hilfe aus. Das WFP betonte, dass der Libanon fast 85 Prozent seiner Lebensmittel importiere. Die Zerstörung des Hafens von Beirut, des größten des Landes, drohe nun die Lieferung dringend benötigter Nahrungsmittel zu behindern. Massive Preissteigerungen für Essen seien zu befürchten.
Am Dienstagabend war es auf dem Beiruter Hafengelände zu einer Detonation gekommen, bei der nach Medienberichten mehr als 140 Menschen getötet und rund 5.000 verletzt wurden. Lokalen Medien zufolge waren 2.700 Tonnen Ammoniumnitrat explodiert, die seit Jahren dort lagerten.