Hamburg (epd). Nach der Grundsatzentscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom Februar über die Zulässigkeit organisierter Sterbehilfe bietet der Verein "Dignitas" wieder Hilfe beim Suizid in Deutschland an. "Wir organisieren Freitodbegleitungen in Deutschland für unsere Mitglieder", sagte "Dignitas"-Deutschland-Sprecher Florian Willet der Wochenzeitung "Die Zeit". Vor kurzem habe "Dignitas" damit begonnen, den sterbewilligen Mitgliedern einen Kontakt zu Ärzten zu vermitteln, die sie beim Suizid unterstützen. Inzwischen kooperierten knapp zehn Mediziner mit dem Verein.
Während der vergangenen fünf Jahre habe "Dignitas" wegen der deutschen Rechtslage "in einer Art Dornröschenschlaf gelegen", sagte Willet. Der deutsche Ableger des Schweizer Vereins "Dignitas" wurde 2005 in Hannover gegründet. Er hatte 2015 nach dem Verbot organisierter Hilfe bei der Selbsttötung die Suizidassistenz in Deutschland eingestellt. Das Bundesverfassungsgericht hatte Ende Februar dieses Jahres das Verbot organisierter Suizidhilfe für nichtig erklärt. Die Karlsruher Richter sehen es durch eine unangemessene Einschränkung des Persönlichkeitsrechts als nicht vereinbar mit dem Grundgesetz an. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) plant eine neue gesetzliche Regelung, um Menschen mit eingeschränkter Selbstbestimmung zu schützen.
Auch die beiden Vereine "Sterbehilfe Deutschland" und "Verein Sterbehilfe" des früheren Hamburger Justizsenators Roger Kusch hätten seit dem Urteil ihre Arbeit in Deutschland wieder aufgenommen, berichtet "Die Zeit". Nach eigenen Angaben hätten sie seither 33 Menschen zum Tod verholfen. Seit dem Tag der Karlsruher Entscheidung sei das Interesse an der Arbeit seiner Vereine stark angestiegen, sagt Kusch der Wochenzeitung: "Unser Briefkasten ist jeden Tag voll", das Telefon klingele ständig. Die Mitgliederzahl sei von rund 400 auf 600 gestiegen.