München (epd). Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx fordert in der Corona-Pandemie, bei der Suche nach einem Medikament oder einem Impfstoff das Wohl aller Menschen weltweit im Blick zu behalten. Es befremde sehr, wenn einzelne Staaten möglichst zuerst für sich selbst Medikamente und Impfstoffe sichern wollten, sagte Kardinal Marx in einem Radiobeitrag für die Reihe "Zum Sonntag" des Bayerischen Rundfunks (BR) laut Mitteilung vom Freitag. Denn das widerspreche den ethischen Kriterien eines Weltgemeinwohls und globaler Gerechtigkeit.
"Ich appelliere deshalb dringlich an die Pharmaindustrie, an Forschungsinstitute und an die politisch Verantwortlichen, dieser Verlockung zum kurzfristigen Gewinn nicht nachzugeben, sondern langfristig das Wohl der gesamten Menschheitsfamilie im Blick zu haben und die eigenen Entscheidungen daran auszurichten", sagte Marx. Corona betreffe alle Kontinente und am stärksten diejenigen, die unter Krankheit, Gebrechlichkeit und Armut litten. Er äußerte sich zugleich optimistisch: Die Menschen hätten begriffen, dass "das Überleben der gesamten Menschheitsfamilie davon abhängt, ob wir wirklich solidarisch miteinander sind". "Vielleicht haben wir weltweit noch nie so sehr verstanden, was es heißt, eine Menschheitsfamilie zu sein", sagte er.