Berlin (epd). Die Kirchen haben mit Bedauern auf die vorläufige Einstellung des Projekts "Religion und Außenpolitik" im Auswärtigen Amt reagiert und eine Weiterführung gefordert. "Dieser Schritt kam für uns völlig überraschend und irritiert uns sehr", sagte der Bevollmächtigte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Berlin, Martin Dutzmann, am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Aus unserer Sicht sollten die Bedeutung und die Arbeit des Referates nicht infrage gestellt werden", sagte er.
Der Sprecher der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, sagte dem epd, wie das Außenamt die Aufgabe künftig wahrnehmen wolle, sei eine innere Angelegenheit, ergänzte aber: "Wir hoffen sehr, dass die Arbeit weitergeführt wird."
Nach Kritik an der Berufung der stellvertretenden Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime, Nurhan Soykan, zur Beraterin für das Team "Religion und Außenpolitik" hatte das Außenamt das Projekt in dieser Woche auf Eis gelegt. Die Personalie wurde teils heftig kritisiert. Der Vorwurf antisemitischer und islamistischer Positionen steht im Raum, vor allem gegen eine Mitgliedsorganisation des Zentralrats. Kritik gab es aber auch an Äußerungen von Soykan selbst.
Das Auswärtige Amt will nach eigenen Angaben einen Beratungsprozess über die Zukunft des Projekts starten. Daran sollen vor allem auch die Religionsgemeinschaften beteiligt werden, hieß es. Dutzmann sagte, noch gebe es keine Einladung an die EKD, "aber wir sind selbstverständlich gern bereit, an den Beratungen teilzunehmen". Auch das Katholische Büro in Berlin stehe gern beratend zur Seite, sagte Bischofskonferenzsprecher Kopp.
Der damalige Außenminister und heutige Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte das Projekt "Religion und Außenpolitik" 2016 ins Leben gerufen. Ziel ist es nach Ministeriumsangaben, den Einfluss der Religionen besser zu verstehen und deren Potenzial für Frieden stärken.
"Religionen haben in vielen Ländern der Erde erheblichen Einfluss in den jeweiligen Gesellschaften und auf die Träger politischer Verantwortung", sagte der EKD-Bevollmächtigte Dutzmann. Die Arbeit sollte "nicht nur nicht beendet, sondern noch deutlich gestärkt werden". Kopp ergänzte, gerade in Konfliktregionen sei die Arbeit des Referats besonders wertvoll.
Soykan wurde als muslimische Vertreterin in das Projekt berufen. Als Berater arbeiten zudem der freikirchliche Pastor Peter Jörgensen und der angehende Rabbiner Maximilian Feldhake für die Abteilung.