Köln (epd). Der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) hat die Entscheidung des Auswärtigen Amtes bedauert, das Projekt "Religion und Außenpolitik" ruhen zu lassen. Dass eine "Schmutzkampagne" gegen die stellvertretende ZMD-Vorsitzende, Nurhan Soykan, dem Projekt vorerst ein Ende bereite, mache den Zentralrat sehr betroffen, erklärte der muslimische Verband am Donnerstag in Köln. Die "persönlichen Attacken" auf Soykan, die das Auswärtige Amt als Beraterin für das Team "Religion und Außenpolitik" berufen hatte, wies der Verband zurück.
Die Personalie war kritisiert worden. Am Mittwoch hatte der Liberal-Islamische Bund einen Brief an das Auswärtige Amt veröffentlicht, in dem er kritisierte, dass eine Mitgliedsorganisation des Zentralrats - die Union der Türkisch-Islamischen Kulturvereine in Europa (ATIB) - einer türkisch-rechtsextremen Bewegung zugeordnet und vom Verfassungsschutz beobachtet werde. Soykan selbst wird vorgeworfen, in der Vergangenheit vereinzelt antisemitische und islamistische Positionen unterstützt zu haben. Nach der Kritik hatte das Auswärtige Amt angekündigt, die Arbeit an dem Projekt zunächst ruhen zu lassen.
Der Zentralrat sprach in seiner Mitteilung von einer "rufmordähnlichen Kampagne, die politisch motiviert und ehrverletzend ist". "Wir verurteilen diese Einschüchterungsversuche, die letztlich darauf abzielen, die Stimme von Frau Soykan und die des ZMD insgesamt mundtot zu machen", hieß es. Der Verband werde in seinen Gremien, mit den weiteren muslimischen Religionsgemeinschaften und Partnern in Politik und Gesellschaft darüber beraten, wie angemessen religionsgemeinschaftlich agiert werden könne.
Das Projekt "Religion und Außenpolitik" gibt es im Auswärtigen Amt seit 2016. Das Ministerium will damit nach eigenen Angaben das Potenzial von Religionen für Frieden stärken.