Stuttgart, London (epd). Menschenrechtler fordern die US-Regierung auf, zivile Opfer von Luftangriffen in Somalia zu entschädigen. Das Afrika-Kommando der US-Streitkräfte (Africom) in Stuttgart habe den Tod eines Zivilisten und mehrere Verletzte bei einem Luftschlag gegen mutmaßliche Terroristen eingeräumt, jedoch noch keine Entschädigungen gezahlt, kritisierte Brian Castner von Amnesty International in einer Mitteilung aus London vom Montagabend. Auch seien die Verantwortlichen nicht zur Rechenschaft gezogen worden.
Africom bestätigte, dass bei einem Luftschlag im Februar nahe der Stadt Jilib im Süden Somalias ein Zivilist getötet und drei Zivilisten verletzt wurden. Berichte über sechs weitere Tote, die nicht Ziel des Angriffs waren, hätten sich aber nicht bestätigt. Laut Amnesty ist dies der dritte Fall in 13 Jahren, dass die USA zivile Opfer in Somalia eingeräumt haben. Hinweise auf sechs weitere Fälle, wonach zwischen September 2019 und Mai 2020 insgesamt mindestens 14 Zivilisten getötet wurden, wies Africom als unbestätigt zurück.
Offizielles Ziel der US-Angriffe ist die Bekämpfung der Terrororganisation Al-Shabaab am Horn von Afrika. Die islamistische Miliz versteht sich mehrheitlich als Teil des Terrornetzwerks Al-Kaida und kontrolliert weite Teile Somalias. Die Luftschläge, die die US-Armee mit Zustimmung der somalischen Regierung ausführt, sind allerdings umstritten. Menschenrechtler haben den USA wiederholt vorgeworfen, zivile Opfer zu verschweigen und mit ihren Angriffen gegen Völkerrecht zu verstoßen. Laut Amnesty fanden seit Anfang des Jahres 42 Luftschläge statt.