Berlin (epd). Die Vorsitzende der Berliner Amadeu Antonio Stiftung, Anetta Kahane, hat eine umfassende Analyse rechtsextremer Netzwerke auch im Internet gefordert. "Die Behörden müssen sich die Mühe machen, die Netzwerke, die Eskalation des Hasses und die Bedrohungslage besser zu analysieren", schreibt Kahane in der "Berliner Zeitung" (Montag). Andernfalls werde Deutschland den Rechtsextremismus nicht in den Griff bekommen.
"Wenn Halle und Hanau sich nicht wiederholen sollen, wird es Zeit, nicht mehr die Augen davor zu verschließen, wie weit diese Netzwerke gespannt sind, die langsam die Gesellschaft und die Behörden zu vergiften drohen", betonte Kahane. Sonst rühme sich bald der nächste Nazi mit einem Blutbad: "Er arbeitet garantiert schon daran." Sie kritisierte, dass Behörden bei rechtsextremen Vorfällen häufig von Einzeltätern ausgingen. Allen gemeinsam sei jedoch Rassismus und Antisemitismus. Die Netzwerke von Rechtsextremisten seien dicht gewebt: "Nur wenn die Behörden verstehen, wie sie ineinandergreifen, kann man dagegen etwas tun."
Wie Kahane weiter schreibt, hat auch sie eine Drohmail mit der Unterschrift "NSU 2.0" mit Mordankündigung erhalten. Überdies bekomme sie täglich antisemitische Mails. Einige davon gingen an einen größeren Verteiler, andere seien an sie persönlich gerichtet. "Das geht schon seit Jahren so. Und bleibt für alle folgenlos, die täglich Ähnliches erleben", kritisierte Kahane.