Düsseldorf (epd). Der Bundesverband der Betreuungsdienste vergleicht die Lage osteuropäischer Altenpflegekräfte mit der von Beschäftigten in der Fleischindustrie. "In der Branche der sogenannten selbstorganisierten 24-Stunden-Pflegekräfte haben wir oftmals genauso prekäre Arbeitsbedingungen?und Beschäftigungsverhältnisse wie in der Fleischindustrie, in der Landwirtschaft oder auf dem Bau", sagte der Geschäftsführer des Verbandes, Thomas Eisenreich, der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Freitag). Bei einer oftmals wörtlich zu nehmenden "24 Stunden-Betreuung" kämen die osteuropäischen Pflegerinnen und Pfleger auf zwischen 1.500 und 1.700 Euro im Monat. Das entspreche einem Stundenlohn von 2,08 Euro.
Die Unterbringung der Betreuer bezeichnete Eisenreich als teilweise skandalös, etwa wenn die Fachkräfte im ehemaligen Ehebett neben der zu pflegenden Person schlafen müssten. "Wenn wir nationale Maßstäbe an eine 24-Stunden-Betreuung anlegen, sind das etwa 3,5 Stellen, damit Urlaub, freie Tage und Urlaubszeiten gewährt werden können", sagte der Geschäftsführer. Eigentlich müssten die Pflegekräfte dann etwa 9.100 Euro pro Monat verdienen, was sich aber niemand leisten könne.
Die Politik scheue sich jedoch, wirksam gegen die Missstände vorzugehen, weil das für den Staat teuer werde. "Sie sollte sich aber sehr bewusst sein, dass das System ohne die osteuropäischen Betreuungskräfte in Deutschland zusammenbrechen würde", betonte Eisenreich. Er forderte, die Schwelle für Sachleistungen für die Pflegebedürftigen zu senken, damit sie mehr Leistungen aus der Pflegekasse bekämen. "Dadurch könnten osteuropäische Pflege entlastet werden und hätten wie im deutschen Arbeitsrecht vorgeschrieben auch Pausen und Ruhezeiten."