Frankfurt a.M./Porto Empedocle (epd). Italienische Behörden haben nach Angaben von SOS Méditerranée das deutsche Rettungsschiff "Ocean Viking" festgesetzt. Nach einer elfstündigen Inspektion im Hafen von Porto Empedocle werde das Schiff für unbestimmte Zeit festgehalten, teilt die Hilfsorganisation in der Nacht zum Donnerstag mit. Am 9. Juli war dort bereits das deutsche Rettungsschiff "Sea-Watch 3" festgesetzt worden.
SOS Méditerranée warf Italien "eine neue Stufe behördlicher Schikane", um Rettungsschiffe zu blockieren, und forderte die sofortige Freigabe der von ihr betriebenen "Ocean Viking". Durch die Festsetzung sei aktuell kein ziviles Rettungsschiff mehr im zentralen Mittelmeer im Einsatz. Dennoch flüchteten weiter Menschen.
Als wesentliche Begründung für die Festsetzung nannte die italienische Küstenwache den Angaben zufolge, dass die "Ocean Viking" Schiff mehr Personen befördert habe, als im Zertifikat für die Ausrüstung von Frachtschiffen angegeben ist. Dabei handele sich allerdings um Menschen, die vor dem Ertrinken gerettet wurden, erklärte SOS Méditerranée. Nach internationalem Seerecht sei deren Rettung Pflicht.
Unterdessen hat sich trotz der Corona-Krise die Zahl der Flüchtlinge, die Italiens Küsten erreichen, seit Jahresbeginn verdreifacht. Das Innenministerium in Rom verzeichnete bis Donnerstag knapp 11.200 Ankömmlinge. Im Vergleichszeitraum des vergangenen Jahres waren es rund 3.400.
Allein an der Insel Lampedusa kamen den Angaben zufolge innerhalb von 24 Stunden auf 30 Booten 550 Migranten von Tunesien aus an. Das Aufnahmezentrum der italienischen Ferieninsel mit 100 Plätzen war daraufhin mit 657 Menschen erneut überfüllt. Am Vortag waren 280 Flüchtlinge mit einer Fähre nach Porto Empedocle in Sizilien gebracht worden.
Die libysche Küstenwache brachte derweil zwölf Bootsflüchtlinge zurück nach Tripolis. Die mehrheitlich aus Marokko stammenden Migranten seien medizinisch versorgt und auf freien Fuß gesetzt worden, teilte das UN-Flüchtlingshochkommissariat mit. Das libysche Büro der UN-Organisation betonte jedoch zugleich, das Land sei kein sicherer Ort für Flüchtlinge.