Bonn (epd). Die katholische Kirche hat im vergangenen Jahr erneut mehr Geld durch Kirchensteuern eingenommen. Das Kirchensteueraufkommen betrug 6,76 Milliarden Euro im Jahr 2019, wie aus der aktuellen Statistik hervorgeht, die die katholische Deutsche Bischofskonferenz am Montag in Bonn veröffentlichte. Das ist ein Plus von etwa 1,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Seit 2010 sind die Kirchensteuereinnahmen wegen der guten wirtschaftlichen Konjunktur kontinuierlich gestiegen.
Nach eigenen Angaben gibt die katholische Kirche ihr Geld für Aufgaben in der Seelsorge, soziale Dienste, Bauunterhaltung, Mission und Hilfswerke, für Bildungsarbeit und für Personalkosten aus. Die Kirchensteuer beträgt in der Regel neun Prozent der Lohn- und Einkommenssteuer sowie der Kapitalertragssteuer. Sie wird über die staatlichen Finanzämter eingezogen. Dafür erhält der Staat etwa drei Prozent des Kirchensteueraufkommens. Mehr als die Hälfte der Katholiken in Deutschland zahlt nach Angaben der Bischofskonferenz allerdings keine Kirchensteuer, weil Kinder und Jugendliche sowie alte Menschen mit geringer Rente und Arbeitslose nicht steuerpflichtig sind.
Auch die evangelische Kirche hat im vergangenen Jahr erneut einen Anstieg bei den Kirchensteuereinnahmen verzeichnet. Im Bereich der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) betrugen die Einnahmen 5,9 Milliarden Euro. Das entspricht einem Plus von rund 2,7 Prozent im Vergleich zu 2018.
Für das laufende Jahr erwartet eine Mehrheit der katholischen Bistümer und evangelischen Landeskirchen einen Rückgang der Kirchensteuereinnahmen wegen der Corona-Krise. Grund dafür ist vor allem das Kurzarbeitergeld, auf das keine Steuern gezahlt werden müssen. Nach Schätzungen könnten den Kirchen dreistellige Millionenbeiträge in den Kassen fehlen, der Verlust könnte mindestens zehn Prozent betragen, ergab eine Umfrage des Evangelischen Pressedienst (epd) unter allen 47 Bistümern und Landeskirchen.
Ende Juni hatten die beiden großen christlichen Kirchen ihre Mitgliederzahlen für das Jahr 2019 veröffentlicht. Demnach sank die Zahl der Kirchenmitglieder insgesamt um mehr als 800.000, darunter mehr als eine halbe Millionen durch Kirchenaustritte. Langfristig wird sich die sinkende Zahl der Kirchenmitglieder auch auf die Einnahmen auswirken. Laut einer Prognose von Freiburger Forschern könnte sich die Finanzkraft der Kirchen bis 2060 halbieren.