Berlin (epd). Der Zentralrat der Juden in Deutschland wird am Sonntag 70 Jahre alt. Das Jubiläum werde wegen der Corona-Pandemie digital mit verschiedenen Online-Formaten begangen, teilte der Verband in Berlin mit. Derzeit gehören dem am 19. Juli 1950 in Frankfurt am Main gegründeten Zentralrat nach eigenen Angaben 105 jüdische Gemeinden mit rund 100.000 Mitgliedern an.
"Was nach der Schoa als Provisorium startete, ist heute integraler Bestandteil der deutschen Gesellschaft. Das jüdische Leben gehört dazu", erklärte Zentralratspräsident Josef Schuster: "Wir sind in Deutschland zuhause. Zugleich beobachten wir aufmerksam die politische und gesellschaftliche Entwicklung des Landes."
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte den Zentralrat der Juden als bedeutsame Stimme, "die gebraucht und gehört wird". Er dankte dem Rat für seinen Beitrag zur Entwicklung, Verankerung und öffentlichen Wahrnehmung jüdischen Lebens in Deutschland. "Ich bin sehr dankbar, dass sich jüdisches Leben in Deutschland in seiner ganzen Vielfalt in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt hat", betonte er.
Der Zentralrat der Juden in Deutschland sollte nach seiner Gründung zunächst nur eine Interessenvertretung während einer Übergangszeit bis zur endgültigen Ausreise sein. Zu den Überlebenden des Holocaust kamen die Rückkehrer aus dem Exil und Juden aus Osteuropa. In den Nachkriegsjahren blieb die Zahl der jüdischen Gemeinden in der Bundesrepublik relativ konstant. Etwa 26.000 Gemeindemitglieder bildeten rund 50 Gemeinden. In der DDR lebten nach offiziellen Angaben rund 500 Juden in fünf Gemeinden, die 1990 in den Zentralrat aufgenommen wurden.
Seit den 90er Jahren sind die Gemeinden durch Zuwanderung aus der ehemaligen Sowjetunion stark gewachsen. Die Verwaltung des Zentralrats befindet sich seit 1999 in Berlin.