Den Haag (epd). Vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag hat am Dienstag der Prozess gegen einen mutmaßlichen Anführer der islamistischen Terrorgruppe Ansar Dine aus Mali begonnen. Al-Hassan Ag Abdoul Aziz werden Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen vorgeworfen, darunter Folter, Mord, Vergewaltigung, sexuelle Versklavung und Zerstörung von Kultur- und Religionsgütern. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 30 Jahre Haft.
Der heute 42-jährige Al-Hassan soll 2012 De-facto-Chef einer islamistischen Polizei im Norden Malis gewesen sein. Die Anklagebehörde in Den Haag wirft ihm vor, an der Errichtung eines Terrorregimes beteiligt gewesen sein, nach dem Musik, Tanz und traditionelle Kleidung verboten waren. Er ist der zweite Angeklagte aus Mali, der sich vor dem Strafgerichtshof verantworten muss. Ein Urteil wird frühestens Ende nächsten Jahres erwartet.
Die Miliz Ansar Dine ist Teil des Terrornetzwerks Al-Kaida im Islamischen Maghreb (AQIM) und übernahm 2012 im Norden Malis gemeinsam mit anderen islamistischen Gruppen die Macht. Während der Besetzung der Stadt Timbuktu zerstörten sie auch historische Gebäude, die zum Weltkulturerbe der Unesco gehörten. 2013 hatte der Strafgerichtshof Ermittlungen zu Mali aufgenommen. Das Gericht verfolgt Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Kriegsverbrechen und das Verbrechen der Aggression.