Hannover (epd). Die evangelische Theologin Margot Käßmann warnt vor einer Spaltung der Gesellschaft durch die Corona-Krise. Sie fürchte, dass die Pandemie die Gesellschaft teilen werde in diejenigen, die gar nichts spürten und "die anderen, die wirklich abstürzen", sagte Käßmann am Donnerstag in Hannover in einer Sendung des Evangelischen Kirchenfunks Niedersachsen-Bremen (ekn).
So gebe es auf der einen Seite Familien, die nicht mehr wüssten, wie sie ihre Miete bezahlten sollten. Auch viele Selbstständige in kleinen Betrieben oder Menschen, die eine kleine Gaststätte betrieben, seien häufig finanziell am Ende. Auf der anderen Seite stünden Menschen, die weiter Rente erhielten oder einen sicheren Arbeitsplatz hätten.
Unter anderem sorge sie sich um "die hohe Zahl an Arbeitslosen, die kommt", sagte die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und ehemalige hannoversche Landesbischöfin. Mit Blick auf die Krise rief sie zum gesellschaftlichen Zusammenhalt auf. Sie wünsche sich, "dass wir solidarisch versuchen, diese Lasten auszugleichen".
Entsprechende Regelungen habe es Deutschland bereits nach dem zweiten Weltkrieg gegeben, ergänzte die Theologin mit Blick auf das Lastenausgleichsgesetz von 1952. Das Gesetz hatte zum Ziel, denjenigen Deutschen, die als Folge des Zweiten Weltkrieges Vermögensschäden erlitten hatten, eine finanzielle Entschädigung zu gewähren.