Celle, Hannover (epd). Die Präsidentin der Pflegekammer Niedersachsen, Nadya Klarmann, hat sich "schwer erschüttert" über mutmaßliche Missstände in einem Celler Pflegeheim gezeigt. Solche Vorkommnisse seien nicht zu akzeptieren, sagte Klarmann am Montag in Hannover. Die "Süddeutsche Zeitung" (Montag) hatte berichtet, dass Bewohner des Heims teilweise grob misshandelt worden sein sollen. Das legten Aufnahmen aus der Einrichtung nahe, die in den vergangenen Wochen entstanden sein sollen.
Demnach zeigt ein Bild einen Mann, der mit einer Decke im Bett so festgebunden wurde, dass er sich kaum bewegen konnte. Auf einem anderen Bild sei eine klaffende Wunde am Bein eines Bewohners zu sehen, dem wenige Tage zuvor der Unterschenkel amputiert wurde. In einem Chat schreibe eine im Haus beschäftigte Pflegekraft einer Kollegin, Bewohner würden mit Decken die ganze Nacht über fixiert, damit ihre Vorlagen, also ihre Inkontinenz-Windeln, nicht verrutschten. Bewohner lägen in dieser Position dann stundenlang in ihren Ausscheidungen und würden vom Personal nicht umgelagert.
Die Geschäftsführerin des privaten Heimbetreibers, Claudia Muus, sagte der "Süddeutschen Zeitung", auch ihr seien "schlimme Vorfälle" aus dem Heim bekanntgeworden. Sie habe deshalb Mitte Mai drei Pflegekräfte entlassen und zudem Strafanzeige gegen sie gestellt. Angehörige der Geschädigten seien informiert worden und hätten ihrerseits Anzeigen gegen die drei Pflegekräfte gestellt.
Seit der Entlassung dieser drei Pflegekräfte, die erst seit einigen Monaten für die Firma gearbeitet hätten, habe es aber keinerlei Unregelmäßigkeiten in dem Heim mehr gegeben. Für Nachfragen des Evangelischen Pressedienstes war Muus zunächst nicht zu erreichen. Die Firma betreibt in Celle und Umgebung mehrere Pflegeheime und Wohngruppen.
Pflegekammerpräsidentin Klarmann sagte: "Wenn wir verhindern wollen, dass es so weitergeht, müssen wir endlich handeln". Die Rahmenbedingungen unter denen die Beschäftigten ihren Beruf ausübten, seien teilweise unhaltbar. Klarmann kündigte an, dass die Pflegekammer nun "mit Hochdruck" Lösungen entwickeln wolle, wie künftig mit solchen Vorfällen umzugehen sei.